Gelungene Premiere der Holzheimer Theaterfreunde Holzheimer Platt trifft auf Hochdeutsch

Holzheim · Bei dem Lustspiel „De Baujenehmijung“ sorgt die Renovierung der Martinuskirche für Zoff im Dorf. Bei der Premiere der Holzheimer Theaterfreunde erlebte das Publikum, dass der Soffleuse eine tragende Rolle zukommen kann.

„Ich würde mich freuen, wenn Sie bis zum Schluss bleiben.“ Als Theo Segger, Mitglied der Theaterfreunde des Heimatvereins, bei der Premiere im Pfarrzentrum die Gäste begrüßt, hat er als Einstimmung auf das Lustspiel „De Baujehnemijung“ direkt die ersten Lacher auf seiner Seite. Gleichzeitig war damit der passende Startschuss für ein unterhaltsames Bühnenspektakel mit heftigem Zoff und einer Versöhnung am Schluss gegeben.

Einige Gags waren dabei so schön, dass sie gleich wiederholt werden mussten. Dass sich manche Schauspieler von Souffleuse Petra Roszak gut vernehmbar „beraten“ ließen, wie es denn nun im Text weitergeht, steigerte die Erheiterung im Publikum eher noch. Abgerundet wurde die gelungene Mischung durch das breiteste Holzheimer Platt – und Versuche der Darsteller, sich amtssprachlich Hochdeutsch zu streiten.

Die Kontrahenten: Bürgermeister Josef Moderer (Torsten Ziemes), der Regierungsdirektor des Baudezernates Jakob Gramminger (Willi Roesberg) und der Dorfpfarrer (Max Ankirchner). Das Thema: Die Baugenehmigung zur Renovierung der Kirche St. Martin wurde wirklich nicht leicht erreicht. Regierungsdirektor Gramminger und das Denkmalamt beharren eisern auf einem Beschluss, dass in die Kirche neue Heiligenfiguren müssen, da in den alten der Wurm ist. Dagegen weist die Kirchgemeinde diese Figuren hartnäckig ab, da sie nicht der besinnlichen Würde entsprechen, sondern eher Sexbomben und Playboys gleich schauen.

Zum ersten Mal knallt es aber, als Bürgermeister Moderer und Baudirektor Grammiger samt Ehefrauen (Petra Schmitz und Martina Henke) beim Kurzurlaub im Gasthof „Eifelhöhe“ überraschend aufeinandertreffen. Lautstark wird verbal aufeinander geprügelt; Blutdrucktabletten und Inhalator helfen mühsam über die Runden. Ring frei für zwei Paraderollen: Willi Roesberg als Gramminger und Torsten Ziemes als Bürgermeister laufen zur argumentativen Hochform auf. Wirtin Josefa (Susanne Blonsky) kann auch mit leckeren Gerichten die Situation nicht entspannen. „Wir kennen uns leider“, ist die Marschrichtung der Kontrahenten.

Da hilft es auch nicht, dass sich deren Kinder Susi (Gabi Gavranis) und Hubertus (Ingo Blonsky) immer näher kommen. Die folgenden Szenen wechseln vom Bürgermeisterbüro zum Baudezernat. Es geht drunter und drüber; der lautstarke Austausch von Argumenten bringt niemanden weiter. Auch nicht die Vermittlung des Dorfpfarrers, der mit vollem Körpereinsatz die Gegner auseinanderhält. Niemand weiß so recht, wie es weitergeht – bis auf Gemeindediener Toni Schneid (Theo Segger). Er will alles regeln, doch vergrößert das Chaos nur. Da hilft zunächst auch der Wahlspruch des Gemeindedieners nicht „Et hätt noch immer joot jejange“, der sich letztendlich doch bewahrheitet. Denn wie sich zeigt, sind Regierungsdirektoren auch nur Menschen – und Paragraphen biegsam.

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