Neuss Die Surrealisten in der Sammlung Langen

Neuss · Von vorchristlicher Kunst bis hin zu Werken der Surrealisten reicht die Spannbreite der neuen Schau in der Langen Foundation auf der Raketenstation. Die Bilder und Skulpturen stammen alle aus der hauseigenen Sammlung.

 Das Bild "Moment de Transition"(1934) von Salvador Dalí gehört zu den rund 80 Bildern der neuen Ausstellung. Es wird jetzt zum ersten mal überhaupt gezeigt.

Das Bild "Moment de Transition"(1934) von Salvador Dalí gehört zu den rund 80 Bildern der neuen Ausstellung. Es wird jetzt zum ersten mal überhaupt gezeigt.

Foto: Salvador Dalí, Fundació Gala-Salvador Dalí / VG Bild-Kunst, Bonn 2013/Repro: Woi

Die Kunst bestimmt wieder das Leben in der Langen Foundation auf der Raketenstation. Nachdem das Kunsthaus fast drei Wochen wegen einer geschlossenen Veranstaltung fürs Publikum nicht zugänglich war, lockt nun eine Ausstellung, die sich erneut aus der Sammlung von Viktor und Marianne Langen speist, aber manche Kunstwerke dennoch erstmalig und andere in neuen Zusammenhängen zeigt.

Genau genommen kommen auf diese Weise drei Schauen zusammen, auch wenn sie übergangslos und gemeinsam in dem großen Ausstellungsraum zu sehen sind. Kuratorin Christiane Maria Schneider hat die Sammlung Langen nach Schwerpunkten gesichtet und dabei drei Bereiche herausgefiltert, die gleichwohl innere Zusammenhänge ausweisen. "Ich habe nach irrationalen Werken gesucht", sagt sie, ist unter den Klassikern der Moderne fast zwangsläufig bei Salvador Dalí oder Ives Tanguy, bei Max Ernst oder Domenico Gnoli gelandet. Dass es bei so vielen Schwergewichten der Kunstgeschichte, die sich fast zu jedem möglichen Thema in der Sammlung finden lassen, auch immer wieder Neues auftut, zeigt die Ausstellung von Dalís Gemälde "Moment de Transition" von 1934, das jetzt zum ersten Mal auf der Raketenstation gezeigt wird.

Schneider sieht den Surrealismus indes nicht als isolierte Entwicklung, sondern nähert sich ihm über die Abstraktion. Bilder von Mondrian und Lissitzky über Graubner, Yves Klein oder Dubuffet bis hin zu Schwitters Dada-Bildern ebnen den Weg hin zu den Werken der surrealistischen Künstler, die in ihren Motiven schier Unterbewusstes darzustellen scheinen. Eine Sonderstellung, als Ausstellung in der Ausstellung und dennoch themenbezogen, nimmt eine kleine Einzelpräsentation des französischen Malers Bernard Réquichot (1929-1961) ein. Das Ehepaar Langen war von dem Maler früh fasziniert, hat große und kleinere Arbeiten von ihm gekauft – gemeinsam gezeigt werden sie nun zum ersten Mal. Réquichots Bildwelten sind fast eine Zusammenführung von Abstraktion und Surrealismus, zeugen von einem ungeheuren inneren Reichtum des Künstlern. Der Rundgang endet (oder beginnt) mit einem großen abstrakten Bild von Michael Buthe.

Die Galerie des Ausstellungsraums gehört der vorchristlichen Kunst, die die Langens mit der gleichen Leidenschaft gesammelt haben wie die Moderne. Das Faszinierende an dieser gemeinsamen Präsentation ist die zugleich alte und dennoch immer wieder neue Erkenntnis, dass die archaische Figurensprache etwa von Tongefäßen aus dem Peru 500 oder sogar 1000 v.Chr. bis heute in der Kunst nachwirkt. Das älteste Exponat, eine stehende Figur aus Persien von 2800 v. Chr., erkennbar als Frauenkörper und daher vermutlich ein Fruchtbarkeitssymbol, rührt ähnlich an verborgenen Bildern wie die Welt eines Bernard Réquichot.

(NGZ)
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