Neuss "Die Partei" - mit Satire in den Wahlkampf

Neuss · "Die Partei Novaesium" will eine Achterbahn auf dem Tagebaugelände und Eisbären in Neuss. Ein Treffen mit dem Vorstand der Satire-Partei.

 Christian Rondholz und Rebecca Hohlbein führen den neugegründeten Kreisverband von "Die Partei" als Vorstandsduo.

Christian Rondholz und Rebecca Hohlbein führen den neugegründeten Kreisverband von "Die Partei" als Vorstandsduo.

Foto: A. Woitschützke

Das Ziel von Christian Rondholz (33) und Rebecca Hohlbein (39) ist klar: Viel weniger als die Weltherrschaft sollte es nicht sein. Aber da die Weltherrschaft gerade nicht in Griffnähe ist, fängt das Duo, das den neugegründeten Kreisverband von "Die Partei" im Rhein-Kreis Neuss führt, erst mal im Kleinen an. Man kennt das ja: Auch eine Reise von 1000 Meilen beginnt - frei nach Laotse - mit einem ersten Schritt. Und der Weg in den Bundestag beginnt für den Kreisverband von "Die Partei", die 2004 von Redakteuren des Satiremagazins Titanic aus der Taufe gehoben wurde, mit der Wahl im kommenden Jahr. Mit dem in Neuss aufgewachsenen Kabarettisten Serdar Somuncu, der als Spitzenkandidat für die Satire-Partei ins Rennen geht, gibt's sogar ein prominentes Zugpferd. Den ersten Schritt hat "Die Partei Novaesium" mit ihrer Gründung getan. 2017 soll der zweite Schritt folgen. Und das könnte unterhaltsam werden.

"Die Partei" überspitzt, provoziert und überhöht mit den Mitteln der Parodie und der Satire schließlich so ziemlich alles, worauf es im Politbetrieb ankommt. Getreu Kurt Tucholskys legendärem Ausspruch "Was darf Satire? Alles" werden Grenzen ausgelotet. In den guten Momenten werden Phrasen und Worthülsen dadurch demaskiert. "Inhalte überwinden", lautet ein Slogan der Satire-Partei, und mitunter wirkt der typische Polit-Sprech in den Nachrichten und Talkshows ja tatsächlich, als seien Inhalte überwunden. Rondholz und Hohlbein ahmen die Sprechblasen nach. Immer gut in der Politik: Pläne ankündigen. "Wir planen, einen Sechs-Punkte-Plan für Neuss zu planen", sagt Hohlbein. Auch immer gut: ein griffiger Slogan. "Drei Mal K", sagt Rondholz. "Katzen, Korruption und Knödel Bert." Ohne Personenkult gehe es in der Politik nicht, und "Knödel Bert" - diesen Künstlernamen hat sich Rondholz zugelegt, zum Beispiel für Lesungen in der Trafostation. Warum also sollte er den Künstlernamen nicht auch in der Politik nutzen? Und mit Katzen gibt's im Internet gute Klickzahlen; "Knödel Bert" braucht sie, um seine Popularität zu steigern, laut Rebecca Hohlbein ist er schließlich der "erfolgloseste YouTuber aller Zeiten".

Einige Pläne für den Rhein-Kreis hat "Die Partei Novaesium" bereits. Der Tagebau soll zum Freizeitpark mit gigantischer Achterbahn werden, der Kinderbauernhof soll eine Eisbäranlage bekommen, beides kurbele die Wirtschaft an und schaffe neue Jobs ("Trockeneis-Beschaffer für die Eisbären"). Wie das bezahlt werden soll? Da bieten Hohlbein und Rondholz wieder eine Polit-Sprechblase an. "Wir werden zu gegebener Zeit über die Finanzierung reden." Und über die Weltherrschaft. Erst mal geht's aber in den Bundestagswahlkampf.

(NGZ)
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