Neuss Die Noahs und die Sintflut

Neuss · Für Zuschauer ab vier Jahren ist das Stück "Noah und der große Regen" gedacht, das Franziska Steiof geschrieben hat. Nora Mansmann hat es für die Studiobühne des RLT mit Stefan Schleue und Hergard Engert inszeniert.

 Leinen los, Anker lichten – und schon segelt die Badewannen-Arche von Herrn und Frau Noah mit den Tieren übers Regenmeer.

Leinen los, Anker lichten – und schon segelt die Badewannen-Arche von Herrn und Frau Noah mit den Tieren übers Regenmeer.

Foto: Björn Hickmann

Wer den roten Bademantel anhat, ist der Bestimmer. Und weil Frau Noah etwas schneller ist als ihr Mann, darf sie als erste sagen, wie die Geschichte, die das Paar unbedingt erzählen will, weitergeht. "Noah und der große Regen" heißt das Stück, das Franziska Steiof für Kinder ab vier Jahren geschrieben hat und eine große Geschichte erzählt. Nämlich wie und warum Gott die Sintflut schickte und nur Noah und die Tiere auf seiner Arche überlebt haben.

Wie erklärt man Vierjährigen, was und wer Gott ist? Herr und Frau Noah (Stefan Schleue und Hergard Engert) machen das sehr nachvollziehbar: Gott ist ... "Musik", "der Wind", "riecht gut", "kann die Sonne aus- und anknipsen, "cool", "unsichtbar", "eine Frau", ein Mann", "ganz, ganz groß" sagen sie und riechen dabei an Blumen, summen eine Melodie, säuseln wie der Wind oder gucken eben – cool. Wenn also die Geschichte so geht, dass Gott mit den Menschen nicht mehr zufrieden ist, weil sie sich immerzu streiten, Kriege führen und die Natur kaputtmachen, dann kann er ihnen auch einen großen Regen schicken und einen Neuanfang befehlen, indem sie von allen Tieren – von A bis Z auf eine Klopapierrolle festgehalten – ein Pärchen mitnehmen.

Regisseurin Nora Mansmann und die Schauspieler orientieren sich dabei an dem, was Kinder am liebsten tun: Sie spielen. Und dann wird aus der Badewanne im Hause Noah eben ein Schiff, aus der Nagelbürste ein Igel, findet Herr Noah die Würmer, als er in einen Apfel beißt, und sind die rätselhaften Quilks Seifenblasen, die auch nicht zu fassen sind. Witzig und poetisch, aber manches mal auch ein bisschen arg zahm und zäh erzählt Mansmann eine Geschichte, die auch vom Streiten, sich wieder Zusammenraufen und Liebhaben handelt.

Das aber plätschert nur so dahin. Überhaupt darf eine solche Geschichte auch ruhig ein bisschen lauter und lebendiger erzählt werden. So wird es denn auch ein bisschen langatmig, als Herr und Frau Noah auf dem großen Wasser dümpeln und darauf warten, dass der große Regen endlich aufhört. Warten ist langweilig, klar. Aber eine Straffung täte dieser Szene gerade im Sinne der kleinen Zuschauer gut, die schon anfingen, sich die Zeit mit Recken und Strecken zu vertreiben.

Neben der phantasiereichen Ausstattung von Dominique Muszynski ist das Spiel von Stefan Schleue der weitere große Pluspunkt der Aufführung. Zweifellos ist er der große Sympathieträger, trifft in Mimik und Gestik immer genau die Facette, die seine Figur gerade ausmacht. Hergard Engert dagegen spielt gleichförmiger und in vielen Szenen zu affektiert.

(NGZ)
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