Neuss Die Neusser Raser-Bilanz
Neuss · Die Verstöße gegen Tempolimits sinken kaum, die Zahl der Unfälle nach überhöhter Geschwindigkeit auch nicht. Dennoch wollen weder die Stadt, noch Kreis und Polizei mehr Radaranlagen und "Starenkästen" installieren.
Von einer Million Fahrzeugen, die im Vorjahr in Neuss in eine städtische Geschwindigkeitskontrolle gerieten, waren 36.000 zu schnell unterwegs. Verwarnungs- und Bußgelder in Höhe von 550.000 Euro flossen in die Stadtkasse; in 70 Fällen wurde ein Fahrverbot ausgesprochen. Zwei Radarwagen kontrollieren an 96 Messstellen im Stadtgebiet – und dabei soll es bleiben. Das sagt Franz Kolbecher (55), der Leiter des Amtes für Verkehrsangelegenheiten. So sieht das auch Tillmann Lonnes. Der Dezernent beim Rhein-Kreis ist Herr über die drei in Neuss fest installierten Radarkameras: "Wir wollen keine weiteren Starenkästen aufstellen."
Seit 1996 jagt die Stadt die Raser. Damals wurde der erste Radarwagen angeschafft; vor drei Jahren erhielt er Verstärkung. Seither sind zwei Wagen an so genannten "Unfall-Schwerpunkten" im Stadtgebiet im Einsatz. So liegt das Gros der mit der Polizei abgestimmten Messstellen in Tempo-30-Zonen und in der Nähe von Schulen. Auch wenn die absolute Zahl der Verstöße gegen das Tempolimit kaum sinkt, sieht Franz Kolbecher einen Erfolg des konsequenten Einsatzes: Die gemessene Durchschnittsgeschwindigkeit liegt heute um 30 Prozentpunkte unter dem Startniveau von 1996. Der Chef der Neusser Verkehrslenkung freut sich: "Mir ist das Ergebnis wichtig, nicht eine hohe Einnahme der Verwarnungs- und Bußgelder."
Neben der Rathaus-Verwaltung beteiligt sich zusätzlich die Polizei an den Geschwindigkeits-Kontrollen im Stadtgebiet. Dazu steht den Beamten neben Radarwagen auch eine "Vielzahl" von mobilen Laserpistolen zur Verfügung. Nach Angaben ihres Sprechers Hans-Willi Arnold machte sich die Polizei an 165 Tagen des vergangenen Jahres auf die Suche nach Temposündern. Das Ergebnis waren 6836 Verwarnungen (bis zu 20 km/h zu schnell) und 954 so genannte Ordnungswidrigkeitsanzeigen, die immer dann folgen, wenn der Fahrer die erlaubte Geschwindigkeit um mehr als 20 km/h überschreitet.
Polizeisprecher Arnold kündigt an, dass den Rasern weiterhin konsequent nachgespürt werde. Er spricht von einer "Langzeitstrategie" mit dem Ziel, die schweren Unfälle, die durch zu schnelles Fahren verursacht werden, deutlich abzusenken. Das sei ein mühsamer Weg. Noch immer sei Raserei hierzulande die dritthäufigste Unfallursache.
Mit kreisweit vier stationären Starenkästen und 248 Standorten für die mobilen Messstationen beteiligt sich der Rhein-Kreis an der Verkehrsüberwachung. Im vergangenen Jahr wurden von ihm im Kreisgebiet weitere 26.400 Verwarnungs- und 1300 Bußgelder verhängt. Die Einnahmen aus diesem Bereich beziffert Dezernent Lonnes auf rund 600.000 Euro jährlich.