Neuss Die Neusser Komparsen

Neuss · 90 Filmfreunde kamen am Samstag zu einem Casting für den Film "Die Quellen des Lebens". Ein Darsteller der Schriftstellers Günter Grass wurde wohl nicht gefunden. Nur Horst Tauwel hatte leichte Ähnlichkeit.

 Horst Tauwel bewarb sich am Samstag beim Casting auf die Rolle des Günter Grass. Seine Kinder schickten ihn.

Horst Tauwel bewarb sich am Samstag beim Casting auf die Rolle des Günter Grass. Seine Kinder schickten ihn.

Foto: Andreas Woitschützke

Seine Kinder wollen gerne mal mit Moritz Bleibtreu und Uwe Ochsenknecht grillen. Vor allem deswegen haben sie Horst Tauwel überredet, zum Casting zu gehen. So ließ sich dieser breit schlagen lassen und stellte sich am Samstag vor die Kamera der Agentur Eick, die Darsteller für den Film "Die Quellen des Lebens" suchte.

Gesucht wurden vor allem Darsteller von Hans-Magnus Enzensberger, Ingeborg Bachmann und Günter Grass . Mit letzterem habe er eine gewisse Ähnlichkeit, hört Tauwel öfters. Er selber ist bescheiden: "Ich kann das nicht beurteilen." Womit er aber zweifellos dienen kann, sind schauspielerischen Qualitäten. Der Versicherungsmakler nimmt nämlich seit zwei Jahren an einem Schauspielkurs der Alten Post teil. Sein Regisseur bescheinigt ihm Talent zu haben.

Ob das ausreicht, um die Rolle des jungen Günter Grass zu übernehmen, ist unklar. "Ich glaube eher nicht, dass wir einen Grass gefunden haben", sagt Burkhard Eick. Doch das müsse die Produktionsfirma entscheiden. "Wir haben die Daten gesammelt und geben sie nun weiter", erklärt er.

Seine Agentur nutzte das Casting in Neuss auch dafür, ihre Kartei aufzufüllen. "Wir können jedes Gesicht gebrauchen", sagt Eick. Irgendwann bestimmt. Auch bei Horst Tauwel ist sich Eick sicher, dass es ein Wiedersehen geben wird. "Wir sind auf jeden Fall froh, ihn kennen gelernt zu haben", sagt Eick.

Dass die Agentur es mal nicht schafft, eine Rolle zu besetzen, "das gibt es nicht", sagt Eick. Vor einigen Wochen habe er zum Beispiel 30 Griechinnen gesucht. Zwölf Stunden vor Drehbeginn hätten noch 13 gefehlt, erinnert sich Eick. Bei einem Telefonat hatte ein weiterer Kontakt aus der Kartei abgesagt, jedoch seine Frau ins Spiel gebracht. Die organisierte noch zwölf Freundinnen und der Dreh konnte mit ausreichend Komparsen stattfinden. Am Samstag war es natürlich schwerer. "Günter Grass ist ein besonderer Wunsch", sagt Eick. Die Agentur suche aber auch nach Komparsen.

Dafür meldete sich unter anderem Benjamin Romo (22). Und in die Kartei kommt man schneller, als man glaubt. Ein Zettel mit Angaben zur Person (inklusive Konfektions- und Schuhgröße) sowie zwei Fotos liefern der Agentur alles Wissenswerte. Für Romo dauert das ganze fünf Minuten.

Der Student war bereits Komparse im ZDF-Dreiteiler "Unsere Väter, unsere Mütter". Dort spielte er einen verwundeten Soldaten. Jetzt hofft er auf eine Komparsen-Rolle in "Die Quellen des Lebens". Viele andere Interessenten für diesen Film, der in den 1960er Jahren spielt, schieden dagegen schon am Samstag aus. Mit Tattoos und Piercings waren sie Eick "einfach zu modern."

(NGZ)
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