Neuss Die Musik bestimmt das Ziel der Reise

Neuss · Guido Harzen ist im Hauptberuf Kirchenmusiker und Kantor an St. Josef. Und er ist eine Reiseveranstalter der besonderen Art, denn Harzen organisiert Musikreisen für Chöre, Sänger und interessierte Familien.

Gemeinsam Musik machen und gemeinsam Musik erleben: Dieses Motto steht hinter den Musikreisen, die Guido Harzen aus der Nordstadt und Jeanette Wieneke organisieren. Seit 2001 veranstalten sie unter dem Namen "res musica" musikalische Reisen. Die Liebe zur Musik und das gemeinsame Singen im "Jungen Konzert-Chor Düsseldorf" hat die beiden auf die Idee gebracht, ihr Organisationstalent über die Grenzen des eigenen Chors hinweg auszuweiten.

"Die Reisen finden unter zwei unterschiedlichen Vorbedingungen statt: Entweder melden sich Chöre oder Gesangsvereine bei uns, und wir organisieren maßgeschneiderte Reisen oder wir bieten feste Reisen an, an denen jeder teilnehmen kann", erklärt Wieneke, die hauptberuflich als Psychologin arbeitet. Auf den Reisen, die frei ausgeschrieben sind, wird dann selbst gesungen oder ein Musikfestival oder Konzert besucht.

Neben den Musikreisen werden auch Pilgerreisen angeboten — im Hauptberuf ist Harzen nämlich Kirchenmusiker. Seit 1993 ist er Kantor an St. Josef im Neusser Norden. "Die Musikrichtungen, die wir abdecken sind Klassik, Oper und Kirchenmusik. Wir achten bei der Wahl der Reisen immer darauf, dass es keine Ziele sind, die von Touristenmassen überflutet sind", sagt der 45-Jährige. Der Bereich Musicalreisen werde bereits von diversen anderen Reiseveranstaltern abgedeckt, und "die Reisen, die wir anbieten, gehen zu unbekannteren, aber dafür qualitativ hochwertigen Konzerten und Festivals", sagt Harzen. Auch auf Spuren berühmter Komponisten können die Gäste wandeln. In Prag zum Beispiel werden die Wirkungsstätten von Antonín Dvorák besucht.

Die Größe der Reisegruppen variieren zwischen fünf und 65 Personen. Auch die Altersgruppen sind unterschiedlich. Bei Familien sind die jährlichen Musikferien in dem norditalienischen Kurort Levico Terme sehr beliebt. "Wir verbinden mit dieser Reise Urlaub und Hobby", sagt Harzen. Neben der Freizeit werde ein Konzertprogramm erarbeitet, dass am Ende der Woche den Kurgästen vorgesungen wird. Besonders sei daran auch, dass bis zu drei Generationen gemeinsam Ferien machen können, erklärt Harzen. Vorkenntnisse müssen keine vorhanden sein, und für Kinder, die nicht singen möchten, gebe es auch ein Programm.

Einen Moment hat Harzen von seinen Reisen besonders in Erinnerung: "Wir haben mit unserer Gruppe im Rahmen der Musikferien einen Ausflug in die Oper von Verona gemacht", erzählt der Kantor. Die Gruppe habe noch eine lange Wartezeit gehabt, bis die Oper anfing. "Und ganz spontan haben wir angefangen, den Gefangenenchor aus ,Nabucco' zu singen", erzählt Harzen. Da sei es auf einmal mucksmäuschenstill in der voll besetzten Oper gewesen. "Das war Gänsehaut pur", sagt der Musiker.

(NGZ/rl)
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