Neuss Die Kunst vom Bilderbauen

Neuss · Im Japanraum der Langen Foundation zeigt der Düsseldorfer Künstler Jan Albers Arbeiten aus den vergangenen drei Jahren, denen das Prinzip der Zerstörung zugrunde liegt. Dafür greift er auf sehr handfeste Materialien zurück.

 Jan Albers macht mit seiner Kunst aus dem sonst so still wirkenden Japanraum in der Langen Foundation einen Kraft-Raum.

Jan Albers macht mit seiner Kunst aus dem sonst so still wirkenden Japanraum in der Langen Foundation einen Kraft-Raum.

Foto: Woi

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne — bei Jan Albers ist es der der Zerstörung. Buntstift und Papier waren lange die bevorzugten Materialien, die der Düsseldorfer Künstler einsetzte. Was nicht gelang, wurde zerstört. Zerhackt, zerschnitten, perforiert; bis er erkannte: "Je mehr schief läuft, desto interessanter wurde es." Die Zerstörung wurde zum Prinzip seiner Arbeit. "Das totale Chaos", wie er sagt, für das er dann in einem zweiten Schritt eine neue Ordnung findet, die die Zerstörung nicht negiert und dennoch etwas Neues, Eigenständiges schafft. Dass er dabei in die dritte Dimension vorstößt, ist bei einem Künstler, der jetzt mit Rohrgestängen, Metall, Holz und anderen handfesten Materialien — oft aus dem Baumarkt — arbeitet, fast zwangsläufig.

Die Wucht des Arbeitsprozesses, dieses Bilderbauens, ist ein ganz wesentliches Merkmal seiner ungeheuer vital wirkenden Kunst: Kann die sich vertragen mit einem Raum, der bislang für Stille und Meditation stand? Christiane Maria Schneider, die Kuratorin der Langen Foundation auf der Raketenstation, ist kein geringes Risiko eingegangen, als sie Albers für eine Ausstellung in den Japanraum holte.

"Kein einfacher Raum, denn er zeigt auf Anhieb alles, was da ist" befand dieser denn auch bei der ersten Besichtigung des 46 Meter langen und fünf Meter breiten Saales — und griff erstmal zu Pinsel und Farbe. Der Künstler teilte die langen Wände mit unterschiedlichen Grautönen in Farbfelder ein, platzierte seine großformatigen Kunstwerke wie einen Parcours, bringt den Besucher wie den Raum damit in Bewegung. Und er erweist sich damit als idealer Starter des neuen Konzepts von Schneider, die den Japanraum während der bis Dezember dauernden Schau "Hommage an Marianne Langen" in der Langen Foundation zu einem Ort für zeitgenössische Kunst machen will.

Wer den Japanraum bislang kannte, erlebt ein kleines Wunder: Mit der Kunst von Jan Albers zeigt er eine ganz andere Dimension; die Stille ist purer Lebendigkeit gewichen. Langsames Abschreiten — das war mal; jetzt will man Hin- und Herschauen, lässt sich nur zu gerne wie ein Pinball in einem Flipper von einem Kunstwerk zum nächsten pitchen. Albers Kunst hat was Haptisches; wie gerne möchte man mit den Fingern in den Keilarbeiten auf Wanderschaft gehen; die Rohrgestänge, die in den Raum hineinragen, bewegen.

Zwischendurch sind dem Besucher auch Ruhepausen gegönnt. Verleiten Werke, die wie Bilder ohne Malerei wirken, zum Stehenbleiben, weil sie Schriftzüge enthalten, deren Entzifferung ein anregendes Lesespiel ist. Wie nur hat Albers "Feed me" oder "Square dance" in diese geflochtenen Strukturen hineinbekommen? Er lächelt und sagt nur: "Magic." Wie das passt!

(NGZ)
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