Neuss Die Kunst des Singens

Neuss · Neuss "Ars cantandi" (die Kunst des Singens) ist der Name einer kleinen, aber feinen Vokalgruppe, die das Abschlusskonzert der 51. Kirchenmusikwochen in der Christuskirche gestaltete. Die vorbereiteten Programme reichten für die stattliche Zuhörerzahl nicht aus - ein Beleg für die Akzeptanz der kontinuierlichen kirchenmusikalischen Arbeit an diesem evangelischen Gotteshaus.

Neuss "Ars cantandi" (die Kunst des Singens) ist der Name einer kleinen, aber feinen Vokalgruppe, die das Abschlusskonzert der 51. Kirchenmusikwochen in der Christuskirche gestaltete. Die vorbereiteten Programme reichten für die stattliche Zuhörerzahl nicht aus - ein Beleg für die Akzeptanz der kontinuierlichen kirchenmusikalischen Arbeit an diesem evangelischen Gotteshaus.

Das in Düsseldorf beheimatete Ensemble wird geleitet von Marcel Ober. Er ist studierter Kirchenmusiker und Absolvent eines Dirigieraufbaustudiums bei Professor Raimund Wippermann. Der zwar souverän, aber manchmal ein wenig zu großflächig und unruhig leitende Dirigent hatte drei exzellente Sopranistinnen, drei zuverlässige, gut aufeinander hörende, doch stellenweise etwas zurückhaltende Altstimmen sowie zwei standfeste, wohlklingende Bässe zur Verfügung. Den einzigen, sehr schön lyrisch singenden Tenor unterstützte verdienstvoller Weise der Neusser Kantor Michael Voigt.

Hugo Distler und Olivier Messiaen, die beide vor 100 Jahren geboren wurden, galt das besondere Gedenken an diesem Abend. Dabei wurde der 1942 tragisch aus dem Leben geschiedene deutsche Komponist ausführlich berücksichtigt, der noch weit bedeutendere Franzose erschien im Programm lediglich mit einem Orgelwerk. Gerne hätte man eine seiner (wenigen) A cappella -Kompositionen gehört.

Neben Distlers schwierigem und äußerst sprödem "Ich wollt, dass ich daheime wär" gelang den Choristen dessen jubelndes "Lobe den Herren" besonders überzeugend. Auch bei Josef Gabriel Rheinberger und seinen innigen Chorsätzen "Salve regina" und "Selig sind die Toten" sowie bei Pergolesi ("O sacrum convivium") und Rossini ("O salutaris hostia") bestachen die Tugenden der Vokalisten: Strahlender Wohlklang, vorbildliche Homogenität und ausgefeilte Diktion.

Dagegen wirkten die beiden Mendelssohn-Chöre und Scarlattis 90.Psalm, der überdies zwischen Messiaen und Reger stilistisch nicht so recht passte, unsicher und ein wenig lieblos interpretiert. Schade, dass das abschließende "Nachtlied" von Max Reger ob seiner verwinkelten Chromatik für einen so klein besetzten Chor doch etwas zu hoch gegriffen war.

Michael Voigt machte an der Kleuker-Orgel nicht nur mit hörenswerten "Spielstücken" von Hugo Distler bekannt, sondern verstand es auch, dank fantasievoller, farbenreicher Registrierung und der nötigen Ruhe, Messiaens eindrucksvolles Orgelgemälde "Le banquet céleste" (das himmlische Gastmahl) den Zuhörern nahe zu bringen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort