Neuss Die Klarinette erzählt Kindern eine Geschichte

Neuss · Eine Woche lang war der Klarinettist Sebastian Lambertz in Neusser Grundschulen unterwegs. Am Sonntag findet das Konzert dazu statt.

 Sebastian Lambertz zeigt, wie "der schwarze Stab", wie Kevin zur Klarinette sagt, auch Geschichten erzählen kann.

Sebastian Lambertz zeigt, wie "der schwarze Stab", wie Kevin zur Klarinette sagt, auch Geschichten erzählen kann.

Foto: Andreas Woitschützke

Mit ihrer ersten "Residency" im Romaneum, die von der Musikschule vergeben wurde, hat das Team um Musikschulleiter Reinhard Knoll einen wahren Glücksgriff getan. Es wählte mit Sebastian Lambertz nicht nur einen echten Neusser, respektive Norfer, aus, der von seiner Heimatstadt 2013 auch den Kunstförderpreis verliehen bekam, sondern vor allem den Klarinettisten, der zur Zeit die Bühnen der Welt erobert.

"Er gehört zu einer neuen Generation von Musikern, die für innovative Konzepte im Bereich 'New Audience for Classical Music' ein wachsendes internationales Interesse erfährt", schrieb die New Yorker "Epoch Times" im Dezember 2015. Und die Zeitschrift "The New School", ebenfalls New York, im vergangenen Monat: "Sein Projekt ist hoch ambitioniert: Er will Begeisterung für klassische Musik geradezu demokratisieren."

Mit dem Projekt ist die Geschichte "Der kleinen Ameise tat's weh" gemeint, die Sebastian Lambertz in den vergangenen Wochen in gleich sechs Grundschulen in Neuss aufführte, darunter in zwei Grundschulklassen der International School on the Rhine (ISR). Die klingende Kindergeschichte nach einem tschechischen Märchen wurde von dem amerikanischen Komponisten Gregory Mertl für Klarinette solo und Erzähler eingerichtet. Die moderne Version der musikalischen Prokofjew-Erzählung "Peter und der Wolf", entstanden 1936, wird den Kindern zunächst erzählt.

Die Geschichte: Die kleine Ameise ist krank, und der ganze Ameisenbau wusste davon. Der Ameisendoktor verschreibt Tabletten aus Zucker, dreimal am Tag zu nehmen, und die Ameise wird stark sein wie ein Löwe. Aber die Medizin wirkt nicht. "Ist doch klar", ruft Kevin (7) dazwischen, "süße Tabletten können nicht helfen."

Erst, als sich vier Ameisen um sie kümmern, und eine fünfte die schmerzenden Stellen durch Streicheln und Pusten behandelt, springt - hopp! - die Kranke gesund aus ihrem Bett. Sebastian Lambertz fordert die Kinder auf, die Geschichte nachzuerzählen. Das macht Ayssan (7) ganz toll und schmückt sogar den sozialen Kümmer-Aspekt intensiv aus.

Kann man eine Geschichte ganz ohne Worte und nicht nur durch Bilder, sondern nur durch Musik erzählen? Behutsam und mit pädagogischem Einfühlungsvermögen führt der Neusser Klarinettist die hoch aufmerksamen Schulkinder zu der Erkenntnis: "Das geht!" Zunächst aber werden Aufbau und Wirkungsweise der Klarinette - "Der schwarze Stab da", sagt Kevin - erarbeitet. Dann führen einzelne Motive in die musikalische Erzählung ein.

Schnell erkennen die Kinder, dass das Herz der kranken Ameise viel zu schnell schlägt. Die Bilder, die sie mit der Musik verbinden, treffen zumeist die zuvor gehörte Geschichte genau. Schließlich erklingt die ganze Geschichte im Zusammenhang. Sebastian Lambertz' Spiel, durch die Bankreihen gehend und immer den Kindern zugewandt, bleibt auch bei technischen Anforderungen natürlich fließend, der Sound seiner Klarinette ist sehr sauber und weich.

Seinem "Danke fürs Zuhören" schallt vielstimmiges "Thank you" entgegen. Die Kinder werden aufgefordert, in gemalten Bildern das Gehörte nachzuzeichnen. Diese dienen in einem öffentlichen Konzert als Bühnenbild.

(NGZ)
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