Lokalrunde Die Innenstadt rockte und rollte

Lokalrunde · Von Daniel Brinckmann

Von Daniel Brinckmann

17 Bühnen , 17 Bands und ein Publikum, das am musikalischen "Kneipenhopping" seine helle Freude hat: Seit Samstag gehört die Neusser Lokalrunde zum Kulturangebot wie das Quirinusmünster zum Stadtbild.

Qualität spricht sich rum: Kaum hat der Zeiger die 20 Uhr-Marke überschritten, ist im Maxx bereits kein Durchkommen mehr möglich. Interpretiert von der Gruppe "Ab' Dafür", dröhnt der Status Quo-Klassiker "Rocking all over the World" über die Neustraße. An einem "normalen" Tag sicher ein Grund zur Beschwerde, doch anlässlich der "2. Neusser Lokalrunde" schien ohnehin die halbe Innenstadt auf den Beinen zu sein.

Ganz andere Klänge drangen dagegen aus der Cocktailbar Bahia: Zwar bekamen die Gäste dort zur Piña Colada keine karibische Steel Band serviert, die relaxten Jazz-Standards der "Fraser Gartshore Band" versetzten das Publikum auch so in Verzückung. Leicht zu überhören war leider das Gitarren-Duo "Riese & Schubert" im Weißen Haus: In gemütlicher Candle-Light-Atmosphäre ging nicht nur die zauberhafte Interpretation von Stings "Roxanne" unter.

Mit ausgesprochen flinken Fingern und lässigem Gesang gesegnet,boten "Atlanta" im Rheingold alles, was das Country-Herz begehrt. Zumal Klassiker wie Johnny Cashs "San Quentin" berücksichtigt wurden. Flotte Gitarrenläufe gab es ebenso im Café Wunderbar zu hören: Gemeinsam mit zwei Freunden gab sich Daniel de Alcala heißblütigem Flamenco mit einer rhythmischen Finesse hin, dass die Finger nur so rauchten.

Eine temperamentvolle Wahl, mit der Geschäftsführerin Carolina Rincon den Nerv der meist jungen Kundschaft getroffen hatte: "Dadurch, dass alle Gastronomen in der Stadt an einem Strang ziehen, entsteht eine Vielfalt, die die Leute nicht nach Düsseldorf oder Köln abwandern lässt", meint die Spanierin, die mit Geschäftspartner Werner Galka erstmals mit von der Partie ist.

Flamenco gab es auch im Drusushof zu hören - "Los Primos" veredelte die musikalische Seele Andalusiens mit einem ebenso originellen wie gekonnten Latino-Einschlag. Direkt um die Ecke ertönten mit Bouzouki, Mandoline, Viola und Flöte wiederum andere Klangfarben - ein Fall für Pete o' Killy und seine Multi-Instrumentalisten. Mit Spielfreude setzte die Irish-Folk-Band im Hamtorkrug echte Maßstäbe.

"Kontrast" schien das Schlüsselwort der zweiten "Lokalrunde" zu sein: War das musikalische Spektrum der Erstveranstaltung mehr oder minder auf klassischen Rock geeicht, gab es am Samstag vier Stunden lang die ganze Vielfalt handgemachter Musik zu bestaunen. Zum Beispiel den Solo-Pianisten Heiko Mikes, der als Autodidakt beeindruckende Boogie-Woogie-Klänge im Neuen Marienbildchen zum Besten gab.

Im "Spiegel" wurde es gar so voll, dass späte Gäste keinen Zutritt mehr erhielten. Die populäre Cover-Rockband "One Night Stand" sorgte mit Songs von Billy Idol bis Skunk Anansie einmal mehr für Tanzpärchen auf den Tischen. Schützenfest-Stimmung herrschte auch im Vogthaus, wo erneut die Deutschrocker "For Fun" für begeisterte Gäste sorgten: "Die Konzerte bringen endlich Elan in die Stadt - hübsche Frauen, richtig gute Musik - was will man mehr?", übertönt Michael Derau (25) die Geräuschkulisse.

Und noch bevor die Showband "Patchwork" im Jil's Club die Nacht zum Tag machte, hatten vorerst die Blueser das letzte Wort: Mit "The Fabulous Harponeers" spielte im Markt 27 eine Combo der absoluten Extraklasse auf, doch war es Ringo Nischack von der "Basement Band" des Okie Dokie, der den Grundtenor nach Mitternacht auf den Punkt brachte: "Es hat super-viel Spaß gemacht, hier und heute vor einem so tollen Publikum zu spielen!"

(NGZ)
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