Neuss Die gute Seele der Cornelius-Kapelle

Neuss · Seit 15 Jahren kümmert sich Karin Stein (75) um die Cornelius-Kapelle. Auch heute läutet sie die Glocken für die Messe, die um 18 Uhr beginnt.

 Würde Karin Stein sich nicht kümmern, müsste die Tür der Cornelius-Kapelle oft geschlossen bleiben.

Würde Karin Stein sich nicht kümmern, müsste die Tür der Cornelius-Kapelle oft geschlossen bleiben.

Foto: A. Woitschützke

Durch Zufall fand Karin Stein zu der Kapelle, die heute ihr Leben bestimmt. Ihre Nachbarin, die sich um das Bethaus in Selikum kümmerte, war krank geworden. Stein wurde gefragt, ob sie nicht aushelfen könne. "Dass das so ausartet, hätte ich damals gar nicht gedacht", sagt sie heute schmunzelnd. Denn seitdem kümmert sich die 75-Jährige um die Cornelius-Kapelle.

Anfangs noch zusammen mit ihrer Nachbarin, seit vier Jahren alleine. "Sie ist mir aber weiterhin eine wichtige Ansprechpartnerin", sagt Stein, die froh ist über jede Hilfe, die sie bekommt. Etwa von einer direkten Nachbarin der Kapelle, die dort jeden Morgen vor der Arbeit die Tür aufschließt. "Meine beste Mitarbeiterin", sagt Stein. Aber auch die "Freunde der Cornelius-Kapelle" unterstützen sie. Etwa Lokal-Historiker Heinz Eickelmann, der kleine Info-Broschüren oder Flyer herstellt. "Sie kümmert sich rührend", lobt er Steins Engagement. Das Bethaus sei quasi "ihre zweite Heimat". Ohne sie müsste die Tür wohl oft zubleiben. Denn Stein sieht abends nach dem Rechten, räumt auf, putzt und wäscht regelmäßig, sorgt für neue Blumen und bedient die Musikanlage — die Weihnachtsmusik läuft etwa seit einer Woche nicht mehr.

Nahezu unverzichtbar ist die 75-Jährige während der achttägigen Cornelius-Oktav, wenn nicht nur Neusser zur Kapelle pilgern, und jeden Tag ein Gottesdienst oder eine Andacht stattfindet. "Da kommen insgesamt bestimmt über 1000 Besucher", schätzt Stein. Sie läutet dann die Glocken, begrüßt Besucher, sorgt dafür, dass sie sich ins Gästebuch eintragen, und bringt neue Kerzen.

Aber nicht nur im September ist die Kapelle gut gefüllt: Einmal im Monat findet dort eine Messe statt. Per Post werden dazu immer Bewohner der Pfarre St. Hubertus eingeladen. "Immer ein anderer Straßenzug", sagt Stein. Los geht es im Januar mit der Cranachstraße und dem Corneliusweg, und es endet im Dezember mit dem Nixhüter Weg und der Gerhard-Hoehme-Allee. "Selbstverständlich kann aber jeder kommen, der Interesse hat", sagt Stein, die alle Messen für die Priester vorbereitet.

Immer wieder feiern auch prominente Neusser Taufen und Hochzeiten in der Kapelle. Die hat ihre Bedeutung noch aus der Zeit, in der der Neusser Unternehmer Quirinus Jaegers sich um das Bethaus gekümmert hat. Ihr Weg in die Cornelius-Kapelle war ungewöhnlich. Als gelernte Industriekauffrau arbeitete sie zehn Jahre, blieb dann nach der Geburt ihrer Kinder zu Hause. Bis heute hilft sie im Betrieb ihres Schwiegersohns.

Erst seit 15 Jahren wohnt die gebürtige Düsseldorferin überhaupt in Neuss und kam sofort unverhofft zur Cornelius-Kapelle. Bereut hat sie ihr Engagement nie: "Man lernt so viele Leute kennen", schwärmt sie. "Darüber könnte ich wirklich Bücher schreiben."

(NGZ/rl)
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