Fotoprojekt in Neuss Menschen, die für Neuss stehen

Neuss · Die Fotografin Susanne Dobler hat ein Projekt mit Neusser Köpfen gestartet. Diese zeigt sie von vorn – und von hinten.

 Susanne Dobler ist Fotografin.

Susanne Dobler ist Fotografin.

Foto: Helga Bittner

Sie ist Neusserin. Auch wenn sie heute in Stürzelberg (Dormagen) wohnt. „Ich bin im Lukaskrankenhaus geboren“, sagt Susanne Dobler lachend, „und ich liebe Neuss.“ Und so geht die Fotokünstlerin auch ihr neues Projekt an. Am Ende, so stellt sie sich vor, könnte daraus ein Buch entstehen. Oder eine Ausstellung. Und vielleicht sogar beides. Auf jeden Fall stellt sie, die mit ihren Arbeiten über das Material Aluminium bekannt wurde, zum ersten Mal den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Genauer: Neusser Köpfe, von vorn und von hinten.

„Ich hatte schon immer überlegt, was und wie ich mit Menschen arbeiten kann“, sagt Dobler. Aus der Zusammenarbeit mit Ronald Reuß ist dann das Projekt entstanden, an dessen Ende sie 13 Köpfe vor dem immer gleichen, schwarz gehaltenen und dadurch durch nichts abzulenkenden Hintergrund aufgenommen hat. Das Besondere an ihren Arbeiten sieht sie vor allem in der zweiten Aufnahme: Es zeigt den Kopf des Porträtierten von hinten: „Da schaut selten jemand hin“, sagt sie, „aber ich finde es sehr spannend, diese Ansicht zu zeigen.“

Einige Menschen hatte sie auf diese Weise schon in ihrem Studio, das sie jedes Mal aufs Neue in einem Neusser Restaurant errichten kann, abgelichtet. IHK-Geschäftsführer Jürgen Steinmetz gehört dazu, Ronald Reuß natürlich, aber auch der Ex-Hafendirektor Ulrich Groß. Und wenn Dobler von „Jürgen“ oder „Ulrich“ spricht, ist auch klar: Sie kennt sie.

Denn dass die Gesichter der Porträtierten durchaus bekannt sind, ist das eine Anliegen der Fotografin. „Ich will sie nur anders zeigen“, sagt sie und ist dann wieder nah an ihrem „Lebensprojekt“ mit der Nummer 13, das sich nach ihren Worten längst vom Element Aluminium zum Material an sich gewandelt hat. „Es geht mir um die Struktur“, erklärt sie – und schwärmt von den Gesichtern, die so viel aussagten. Mit der Auswahl der Porträtierten dokumentiert die Fotografin gleichzeitig auch ihre Haltung zu Neuss. Für die Stadt sollten sie stehen, „unser Neuss leben“, wie sie sagt, eben „Persönlichkeiten sein, deren Gesichter man kennt“. Das ist bei sogenannten Prominenten einfach, aber Dobler will mehr. Der Kioskbesitzer gehört für sie dazu, der Obstmann auf dem Markt: Menschen eben, die zu Neuss gehören, die viele kennen, ohne sie wirklich zu kennen. Sie selbst will mit diesem Projekt keineswegs „noch bekannter“ werden, erklärt sie lachend, ihr sei es wichtiger, dass das Fotoprojekt für Neuss steht: „Ich bin Neusserin“, sagt sie überzeugt, „und liebe die Begegnungen in dieser Stadt.“ Eine Namensliste hat sie schon – was aber nicht heißt, dass Susanne Dobler nicht auch offen für Anregungen von außen ist. Nur eins scheint klar zu sein: Politik wird keine Rolle spielen. Im kommunalen Wahljahr ist das nicht unwichtig.

Das Schöne an ihrem Projekt sei aber, sagt sie, dass es sich weiterführen lasse. Im Moment sind nur die Männer dran, „aber mit Frauen lässt es sich auch verwirklichen“, sagt sie. Spätestens im September soll das Männer-Projekt abgeschlossen sein und wenn möglich in einer Ausstellung enden.

Parallel arbeitet Susanne Dobler übrigens weiter an ihrem „Projekt 13“. Die Zahl, die im Periodensystem für das Element Aluminium steht, ist geblieben, aber längst hat sich ihre Beschäftigung mit dem Stoff vom Ursprung (unter anderem die Erinnerung an den verstorbenen Vater, der bei Alu Norf gearbeitet hat, und Kindheitserlebnisse in Norf), entfernt. „Ich liebe das Projekt 13 weiterhin“, sagt sie, bleibt dem Element auch treu: „Aber vor allem, weil die Reflexionen dieses Materials so viel möglich machen.“

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