Neuss Der Stadtbaumeister geht
Neuss · Der Beigeordnete Stefan Pfitzer wird heute 65 Jahre alt – und morgen verabschiedet. 22 Jahre wirkte der diplomierte Architekt in Neuss als Stadtplaner und technischer Dezernent.
Der Beigeordnete Stefan Pfitzer wird heute 65 Jahre alt — und morgen verabschiedet. 22 Jahre wirkte der diplomierte Architekt in Neuss als Stadtplaner und technischer Dezernent.
Alle Städte, in denen Stefan Pfitzer wirkte, verfügten über Geld. "Auch noch nachdem ich gegangen war", sagt der Planungsdezernent und technische Beigeordnete mit einem netten Schmunzeln. In Neuss, der letzten Station seiner Berufslaufbahn, wird Pfitzer heute sein 65. Lebensjahr vollenden — und morgen offiziell verabschiedet. Ob das mit einem Blick in die Stadtkasse verbunden werden sollte?
Die Vorliebe des diplomierten Architekten für solvente Arbeitgeber kommt nicht von ungefähr. Er wollte etwas bewegen. Mit etwas Geld in der Kasse durfte er Bauentwickler und Planer sein. Ohne, so war ihm immer klar, bliebe nur die ungleich freudlosere Bauunterhaltung. So aber kann Pfitzer nach 22 Jahren in Neusser Diensten unter den dicken Schlussstrich schreiben: "Es hat Spaß gemacht."
Im Verwaltungsvorstand der Stadt gehört Pfitzer zu den Beigeordneten mit CDU-Parteibuch. Aber das legte er sich schon vor mehr als 30 Jahren zu, noch bevor er in Frechen technischer Dezernent und allgemeiner Vertreter des Stadtdirektors wurde. "Irgendwann muss man Farbe bekennen", sagte Pfitzer auch angesichts eines SPD-dominierten Rates in Frechen. Denn verantwortlich in einer Stadt zu wirken, habe eben auch etwas mit Politik zu tun.
In Neuss hat die Politik Pfitzer zweimal wiedergewählt. Und mit der Politik hat Pfitzer Neuss an vielen Punkten ein neues Gesicht gegeben. Pfitzers Lieblingsobjekt dabei ist bis heute das umgestaltete Zeughaus am Freithof.
Geboren in Wangen im Allgäu, kam Stefan Pfitzer 1950 mit seinen Eltern nach Bonn und damit ins Rheinland. In Aachen und Stuttgart studierte der Sohn eines Schwaben und einer Rheinländerin Architektur. Ein Freiberufler wurde Pfitzer dennoch nicht. Ihn zog es in die Verwaltung. Weil Architektur immer auch ein Element der Stadtbildgestaltung ist, öffentlich wahrgenommen wird, planerisch gelenkt werden will. So strebte er in Baden-Württemberg die zweite Staatsprüfung an, die dort mit einem der wohlklingendsten Titel deutscher Zuge verbunden ist. "Regierungsbaumeister", sagt Pfitzer. "Sonst heißen die überall Assessor."
Von der Bauverwaltung des Landes Baden-Württemberg wechselte Pfitzer früh ins "kommunale Fach." Erster Arbeitgeber: Plochingen am Neckar. Es folgten für zehn Jahre Frechen und ab 1989 Neuss. Den damals schön gültigen Flächennutzungsplan knautschte er so aus, dass heute nur noch wenig Potenzial für neue Baugebiete da ist. Aber schließlich wuchs Neuss in diesen 22 Jahren um 10 000 Köpfe, für die die Verwaltung Platz schaffen musste. Jetzt ist ein neuer Plan in Arbeit. Mit neuem Raum für Planer.
