Tradition in Neuss Die Schätze der Ostdeutschen Heimatstube

Neuss · Die Ostdeutsche Heimatstube wurde 1988 an der Oberstraße in Neuss eröffnet. In vielen Vitrinen sind Schätze aus der ehemaligen Heimat ausgestellt. Die Landsmannschaften nutzen die Örtlichkeit intensiv.

 Ostdeutsche Heimatstube Neuss — „Urgestein“ Theo Jantosch vor den zahlreichen Exponaten der Landsmannschaften.

Ostdeutsche Heimatstube Neuss — „Urgestein“ Theo Jantosch vor den zahlreichen Exponaten der Landsmannschaften.

Foto: Andreas Woitschützke

Mit Flucht und Vertreibung verbindet man vor allem die Flüchtlingskrise des vergangenen Jahrzehnts. Dass das Thema Flucht in der Deutschen und auch in der Neusser Geschichte schon viel weiter in die Vergangenheit zurückreicht, gerät zunehmend in Vergessenheit. Die Landsmannschaft Schlesien hat sich, um diesen Trend zu stoppen, mit anderen Landmannschaften zusammengetan und um eine ostdeutsche Heimatstube bemüht. „Zuvor haben wir uns in Gaststätten getroffen“, berichtet Ehrenvorsitzender, Theo Jantosch, der sich sehr über die Eröffnung der Heimatstube 1988 freute. Seitdem findet dieser Ort großen Anklang bei mehreren Landsmannschaften, wie unter anderem den Ostpreußen und den Sudeten. Gemeinsam nutzen sie die Räumlichkeiten im Kulturamt an der Oberstraße. Sie alle verbindet ihre Vergangenheit, mit Flucht und Vertreibung. Ihre Veranstaltungen finden jedoch getrennt voneinander statt – jede Gruppe trägt ihre Termine in einen großen Kalender ein. So kommt man sich nicht in die Quere.

Zahlreiche Vitrinen schmücken die Heimatstube. Aber auch die sind streng nach Landsmannschaften getrennt. Bernstein dekoriert den Schaukasten der Gruppe aus Ostpreußen. Der Schmuckstein aus fossilem Harz kommt vor allem an der Ostsee vor und erinnert so an die Schätze der ehemaligen Heimat. Die Schlesier stellen zwei Meter weiter ein Bunzel-Trippel aus. Das Geschirr stellt eine uralte Tradition des niederschlesischen Ortes Bunzlau dar. Die weiß-blaue Keramik hat sich mittlerweile weltweit etabliert. „Die Exponate machen die Atmosphäre unserer Heimatstube aus“, beschreibt Horst Stephan, Vorsitzender der hiesigen Kreisgruppe, den ideellen Wert der Ausstellungsstücke. Wenn man weiter nach oben blickt, findet man den sagenumwobenen Rübezahl, eine Märchenfigur aus dem Riesengebirge im heutigen Tschechien.

„Rübezahl ist eine uralte symbolische Gestalt mit der Eigenschaft, gute Taten zu belohnen und schlechte zu bestrafen“, erklärt der Diplompädagoge die Bedeutung der Holzfigur. Direkt daneben: ein Schild mit der Aufschrift „Stammtisch“ und einer integrierten Tischglocke. Bis 2000 pflegte ein kleiner Kreis, dem auch Jantosch angehörte, ein wöchentliches Treffen in einer Neusser Kneipe. Diese Runde bot die Möglichkeit, sich auf privater Ebene auszutauschen. Allerdings fallen die Mitgliederzahlen stetig. Grund dafür ist die historische Dimension: Die Vertreibung oder Flucht der Schlesier ist mittlerweile lange her.

Um dennoch Aufmerksamkeit zu erlangen, stellt die Landsmannschaft viele Veranstaltungen auf die Beine, die nun wegen der Corona-Pandemie ausfallen mussten. Voraussichtlich wird es am Freitag, 11. September, in kleinem Rahmen mit einer Veranstaltung am Gedenkstein an der Oberstraße wieder losgehen.

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