Neuss Der Rock'n'Roller unter den Fotokünstlern

Neuss · Das Johanna-Etienne-Krankenhaus zeigt eine Auswahl von großformatigen Bildern, die der Fotokünstler Robert Pufleb von seinen Streifzügen mit der Kamera mitgebracht hat. Kein Motiv ist gestellt oder am Computer verformt worden.

 Der Fotograf Robert Pufleb lädt im Johanna-Etienne-Krankenhaus mit seinen großformatigen Bildern zur "Weltreise" ein. Das Foto einer Baustelle in Kowloon (Hong Kong) ist rund drei Meter lang.

Der Fotograf Robert Pufleb lädt im Johanna-Etienne-Krankenhaus mit seinen großformatigen Bildern zur "Weltreise" ein. Das Foto einer Baustelle in Kowloon (Hong Kong) ist rund drei Meter lang.

Foto: : Andreas Woitschützke

Als Kurator für die Ausstellungen im Johanna-Etienne-Krankenhaus legt Wulf Aschenborn Wert auf Qualität. Und weil das so ist, dürfte er mit seinem jüngsten Coup hochzufrieden sein: Am Sonntag wird eine Ausstellung mit 30 Werken des in Düsseldorf lebenden Fotokünstlers Robert Pufleb eröffnet. Der 48-Jährige studierte Fotografie und Kommunikationsdesign in Berlin und Los Angeles, vor allem aber in Wuppertal, wo er unter anderem Schüler von Bazon Brock war.

Robert Pufleb ist eine schillernde Persönlichkeit. Das liegt nicht nur an seiner Größe von stolzen 2,02 Metern, sondern auch an seiner Biografie: In Berlin geboren, sollte er als junger Mann ein erfolgreicher Schwimmer werden, der es bis in die Nationalmannschaft brachte. Und er ist ein Weltenbummler. Er ist aber auch ein Exot, wenn es um seinen Job, die Fotografie geht. Da wird nichts gestellt, nichts am PC verändert und vor allem nichts auf Hochglanz gebracht.

Das liegt auch daran, dass Robert Pufleb dem Charme des Morbiden erlegen ist. Das ist von fast jedem seiner Fotos ablesbar. Typisch für ihn ist es auch, den Betrachter zu verunsichern. Er muss - oder darf? - in den Fotos oft regelrecht auf Entdeckungsreise gehen. So manches Mal wird es ihm nicht gelingen zu ergründen, was der Wahl-Düsseldorfer da irgendwo auf der Welt fotografiert hat. Das spielt eigentlich auch keine Rolle, geht es ihm doch nicht um Details oder eine Wiedererkennbarkeit: Pufleb konserviert mit seinen Kameras so etwas wie die Essenz der Alltagsästhetik.

Der Hüne im Holzfällerhemd nennt sich gerne "Straßenköter". Er streunt durch Städte wie New York, Moskau, aber auch durch chinesische Großstädte, wohin sich nur ganz selten ein Tourist verirrt. Eine seiner ständigen Begleiterinnen ist immer dabei: Entweder die kleine Fuji, die mittlere - beides Digitalkameras - oder die "große Rolleiflex" für analoge Fotografie. Pufleb sieht sehr schnell, was in sein Beuteschema passt. Der Mann, der unter anderem in New York und Moskau ausgestellt hat, der als Fotokünstler so erfolgreich ist, dass er keine kommerziellen Aufträge mehr annehmen muss, hat ein Auge für das, was rechts und links der Straße passiert.

Etliche Fotos haben etwas Strenges, Grafisches: Da ist zum Beispiel ein Berg von Zementsäcken in Kalkutta, von Menschenhand aufgeschichtet und erst auf den zweiten Blick zu identifizieren. Schleierhaft kann dem Betrachter auch die alte Fabrik in Moskau vorkommen, die mit einem grünen Netz verhüllt ist, das die Metamorphose zu einem Prachtbau zu Wohnzwecken für Reiche ein wenig verdeckt. In Paris war ihm eine riesige farbige Skulptur aufgefallen. An ihr nagt ebenso der Zahn der Zeit wie an dem von Beton geprägten trostlosen Umfeld.

Robert Pufleb liebt den Rock´n Roll. "History of Rock'n'Roll" heißt eine Fotografie im ausgeprägten Panorama-Format, in der Pufleb mehrere Fotos, verschmelzen ließ. Das Motiv: Tausende Plattenhüllen, denen man ansieht, dass sie arg strapaziert wurden. Pufleb fotografiert ausschließlich in Farbe. Er sieht in Alltäglichem das Künstlerische, es sind bizarre Geschichten, die seine Bilder erzählen. Der Betrachter muss sich nur darauf einlassen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort