Sarvodaya Deutschland in Neuss Der Verein löst sich auf, die Arbeit geht weiter

Neuss · Die 1958 in Sri Lanka gegründete und tätige Selbsthilfeorganisation Sarvodaya hat ihre größten Fürsprecher in Deutschland verloren. Der in Neuss beheimatete Verein Sarvodaya Deutschland löst sich nach 38 Jahren auf.

 Die Stadtverordnete und FDP-Ehrenvorsitzende Heide Broll (82) führte 38 Jahre den Verein Sarvodaya, fand aber keinen Nachfolger.

Die Stadtverordnete und FDP-Ehrenvorsitzende Heide Broll (82) führte 38 Jahre den Verein Sarvodaya, fand aber keinen Nachfolger.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Trotz intensiver Suche, so berichtet die heute 82-jährige Gründungsvorsitzende Heide Broll, habe sich niemand gefunden, der den Vorstand übernehmen wollte. Mit einigen Mitgliedern will sie aber auch ohne feste Vereinsstruktur die Arbeit weiterführen, um noch solange es geht Schüler und Studenten zu unterstützen. Dazu wird die Aktion „Fünf Cent“, die  Kleinstspenden einwirbt, fortgesetzt.

„Sarvodaya“ ist ein Begriff aus dem Sanskrit und bedeutet so viel wie „Steh auf und hilf dir selbst“. Das war Programm einer Organisation, die durch viele kleine Taten Großes bewirken konnte. Nachdem die Organisation erst nur regional in dem durch einen Bürgerkrieg zerrissenen Inselstaat wirkte, bildeten sich seit 1969 rund um den Globus Unterstützerkreise. Diesem Netzwerk fügte die Soziologin Broll mit einigen Freunden 1982 einen Knoten hinzu. Im Haus Klarissenstraße hat der Verein seit Jahren eine feste Adresse und seine Geschäftsstelle.

Vor dem bitteren Auflösungsbeschluss stand ein letzter Geschäftsbericht, der noch einmal Anlass zur Freude gab. Rund 100 Familien, verteilt auf fünf Distrikte des Landes, konnte Sarvodaya Deutschland über das Programm „Family link up“ (FIL) durch Anschubfinanzierung zu einer Existenz verhelfen. Zwölf Schüler und Studenten wurde ein Stipendium finanziert. Diese Förderung hatte der Verein schon sehr früh begonnen und konnte miterleben, wie Kinder aus einfachsten Verhältnissen dadurch sogar studieren konnten, Arzt oder Ingenieur wurden. Neben kleinen Hilfen wie Fahrrädern, Nähmaschinen oder auch Brillen, die von Neuss nach Sri Lanka geschickt wurden, nahm der Verein nach der Tsunami-Katastrophe 2004 ein Großprojekt in Angriff und baute ein Kinderheim.

(-nau)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort