Neuss "Der Körper ist ein Schwätzer"

Neuss · Samy Molcho zeigte beim "Motivtag Niederrhein" die große Wirkung von kleinen Gesten. Ein Tipp des Körpersprachen-Experten: Eheprobleme nicht nach dem Abendessen erörtern.

 "Alles in Ordnung" zeigt diese Haltung an.

"Alles in Ordnung" zeigt diese Haltung an.

Foto: NGZ

Samy Molcho sagt's klar und deutlich: "Der Körper ist der größte Schwätzer aller Zeiten. Er gibt ununterbrochen Informationen preis – selbst, wenn der Mund geschlossen ist." Der aus Israel stammende Körpersprachen-Spezialist referierte beim "Motivtag Niederrhein", den die Industrie- und Handelskammer unter dem Motto "Von den Besten profitieren" in der Sparkasse Neuss präsentierte.

Bestseller-Autor Alexander Groth, Stimm-Trainerin Ingrid Amon und Rhetorik-Experte René Borbonus zeigten fast 200 Teilnehmern, wie Kommunikation und mentale Stärke an die Spitze führen können. Den Schlusspunkt unter die halbtägige Veranstaltung setzte dann Samy Molcho.

Jeder Mensch sei gleichermaßen Sender und Empfänger meist unbewusst geäußerter Nachrichten, ist er überzeugt. "Egal, was man meint – wichtig ist, wie man wirkt", so Molchos Credo. Er begeisterte seine Zuhörer mit gestenreich vorgetragenen Episoden aus dem Büro- und Familienalltag, die fast alle kennen. "Die Großmutter saß früher immer nur auf der Kante des Sessels. Damit signalisierte sie, dass sie stets sprungbereit war, um Kaffee zu reichen. Eine Sekretärin, die ganz tief auf dem Schreibtischstuhl sitzt, signalisiert das nicht", so der Fachmann, der auch die Körpersprache von Chefs gegenüber ihren Untergebenen sezierte: "Die Handbewegung mit ausgestrecktem Zeigefinger nach unten unterstreicht das Abhängigkeitsverhältnis und reduziert den Angesprochenen auf seine Funktion." Eine nach oben ausgestreckte Hand dagegen könne nehmen und geben. Sie zeuge von Respekt vor der ganzen Person.

Molcho schaut gern genau auf seine Mitmenschen: Ein stehender Mann mit hängenden Armen und nach vorn gestreckten Handrücken wolle sich schützen; einer, der mit ausgebreiteten Armen seine Handflächen nach oben kehrt, sei bereit, sich zu öffnen. Eine Frau mit nach oben gezogenen Augenbrauen sei aufnahmebereit für neue Informationen; eine mit unbewegten Augenbrauen zeige Desinteresse.

Mit anderen Worten: "Bewegungen haben Wirkung auf uns – ob wir wollen oder nicht." Selbst für Eheleute hatte Molcho Rat: Ihre Probleme erörtern sollten sie nicht nach dem Abendessen – wenn beide allein schon körperlich nicht mehr bereit oder fähig seien, ihren Standpunkt zu verlassen –, sondern vor dem Abendessen, in dem sie einmal um den Block gingen. "Management by Walking" nennt das der Experte.

(NGZ)
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