Neuss Der kleine Prinz erforscht die Menschen

Neuss · Marita Rockstroh hat die Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry im Theater am Schlachthof inszeniert. Jens Spörckmann hat die Theaterfassung geschrieben: ein lebendiges und warmherziges Stück für die ganze Familie.

 Helena Aljona Kühn (l.) spielt den kleinen Prinzen, Julia Jochmann unter anderem den Fuchs.

Helena Aljona Kühn (l.) spielt den kleinen Prinzen, Julia Jochmann unter anderem den Fuchs.

Foto: Thomas Stapelfeldt

Eine kleine Bühne für eine große Welt der Fantasie: "Es ist ja in Wahrheit ein Märchen für Erwachsene. Die Geschichte mit all ihren Facetten wirklich kindgerecht zu erzählen, war schon eine Herausforderung", sagt Jens Spörckmann. Er hat fürs Theater am Schlachthof (TaS) die Bühnenfassung von Antoine de Saint-Exupérys Erzählung "Der kleine Prinz" geschrieben und die kleinen Premieren-Gäste damit begeistert. "Das war so schön. Schade, dass es schon zu Ende ist", sagte der neunjährige Marco, nachdem der letzte Vorhang gefallen war.

Rund eine Stunde lang hatten er und die übrigen kleinen wie großen Zuschauer die Geschichte des kleinen Prinzen (herrlich naiv und weise : Helena Aljona Kühn) verfolgt. Er stammt von einem winzigen Stern "kaum größer als ein Haus". Dort hat er ein Problem mit den Affenbrotbäumen, die seine Heimat zu überwuchern drohen. Eines Tages findet er eine wunderschöne Rose (traumhaft arrogant: Julia Jochmann). Doch bald quält sie ihn mit ihren Ansprüchen und ihrer Eitelkeit. So verlässt der kleine Prinz sein Zuhause.

Auf der Suche nach Freunden besucht er weitere Asteroiden, begegnet dort einem König, der über ein fiktives Reich herrscht. Für ihn ist der kleine Prinz ein willkommener Untertan. Er trifft einen Alkoholiker, der trinkt, um seine Trunksucht zu vergessen, und einen Geografen, der riesige Wälzer schreibt. "Aber ich gehe nicht in die Welt, um sie zu erforschen. Das überlasse ich den Forschern. Ich schreibe nur auf, was sie mir berichten", erklärt er dem kleinen Prinzen und empfiehlt ihm, den Planeten Erde zu besuchen.

Dort begegnet der Junge zuerst einer Schlange, die zischelnd verrät , dass sie die Macht habe, ihn durch ihren Todesbiss zurück zu seinem Stern zu bringen. Dann trifft er auf einen vom ewigen Jagen und Gejagt-werden gelangweilten Fuchs, der den kleinen Prinzen bittet, ihn zu zähmen. "Das bedeutet, sich miteinander vertraut zu machen und einander zu brauchen", erklärt er und erläutert dem Jungen die Verbindung zwischen zwei Lebewesen: "Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

Von all diesen Abenteuern berichtet der kleine Prinz einem Piloten (Daniel Cerman), der mit seinem Flugzeug in der Wüste notgelandet ist. Er findet den leicht verletzten Mann im Sand und bittet ihn: "Mal mir ein Schaf". Da der kleine Prinz aber mit allen Zeichnungen des Bruchpiloten unzufrieden ist, zeichnet dieser schließlich einfach eine Kiste. "Das Schaf, das du willst, steckt da drin", erläutert er, und der kleine Prinz ist glücklich. "Es ist genau das, was ich mir immer gewünscht habe", sagt er. Das Schaf soll ihm helfen, der Affenbrotbaum-Plage auf seinem Heimatstern Herr zu werden, braucht aber einen Maulkorb, damit es der stolzen Rose nicht zuleide tun kann. Auch den zeichnet der Pilot.

Schließlich sucht der kleine Prinz die Giftschlange auf, um sich von ihr beißen zu lassen und so in seine Heimat zurückzukehren. Am nächsten Morgen ist er verschwunden...

Selten ist ein knallroter Handschuh so sehr Schlange gewesen wie in dieser Inszenierung. Der kleine Prinz ist unter der Regie von Marika Rockstroh wunderbar lebendig und warmherzig auf die Bühne gebracht. Das traditionelle Kinder-Theaterstück im TaS setzt diesmal auf deutlich leisere Töne als gewohnt und bietet damit einen tollen Nachmittag für die ganze Familie.

(NGZ)
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