Neuss Der Kindertraum von der Eisenbahn hält bis heute an

Neuss · Seit fast drei Jahrzehnten baut Peter Bürrig an seiner Modelleisenbahn. Freunde und Familie konnten ihn immer leicht beschenken.

 Peter Bürrig mit seiner Modelllandschaft. In die Anlage sind sogar echte Kakteen eingepflanzt.

Peter Bürrig mit seiner Modelllandschaft. In die Anlage sind sogar echte Kakteen eingepflanzt.

Foto: woi

Mit seiner ersten Modelleisenbahn hat Peter Bürrigs heutige Anlage nicht mehr viel gemein. Der 70-jährige Neusser hat sich in den vergangenen Jahren eine Modelllandschaft aufgebaut, um die der 12-jährige Junge von damals ihn beneidet hätte.

Dort erstrecken sich auf 25 Quadratmeter zahlreiche kleine Städte und Landschaften: Ein Hafengelände, ein Kirmesplatz, sogar ein Skigebiet gibt es, und alles ist durch kleine Schienen miteinander verbunden. Dabei möchte Bürrig aber kein bestimmtes Gebiet exakt nachbilden - da steht schon mal der Berliner Fernsehturm mitten in einem Gebirge oder der Taj Mahal auf dem Kirmesgelände. Bürrig sieht das gelassen, ihm geht es einfach um den Spaß am Aufbauen.

Wie viele Jungs bekam auch Bürrig seine erste Märklin-Modelleisenbahn zu Weihnachten geschenkt. Ein Klassiker, der zum Fest gerne unter dem Tannenbaum lag. Gerade einmal 2,40 mal 1,20 Meter groß war seine damalige Landschaft. Heute, weiß Bürrig, kann man mit den kleinen Loks als Geschenk kaum noch begeistern. Seine beiden Enkelsöhne im Alter von sechs und neun Jahren kämen zwar gerne zum Spielen an der Anlage, "aber die Kinder kommen natürlich hierher, um die Bahnen selbst zu bewegen", sagt der Großvater. Das sei aber nur an der kleinen analogen Anlage möglich, die Bürrig zusätzlich zu seiner großen digitalen Bahn besitzt. Auch bei den Enkelsöhnen ließe das Interesse wieder nach. Vermutlich komme das erst wieder, wenn sie die Technik hinter der digitalen Anlage verstehen, vermutet Bürrig. Er selbst habe seine Leidenschaft auch erst wieder entdeckt, als er schon 40 Jahre alt war. In den vergangenen Jahren hat er sich eine Anlage mit insgesamt vier Steuerpulten aufgebaut. Knappe zweieinhalb Minuten dauert eine Bahnfahrt über das ganze Areal.

Nach 50 Jahren der Selbstständigkeit hat sich der gelernte Vulkaniseur einen eigenen Rückzugsort geschaffen, an dem er den Kopf frei bekommen kann. Dort steht nicht nur die riesige Modelllandschaft. Die Wände zieren zahlreiche Mitbringsel aus aller Welt, denn Bürrig ist von Bali über Chile und Kuba schon weit gereist. Beim Modellbauen kann der 70-Jährige aber wirklich zur Ruhe kommen. Das weiß er zu schätzen: "Hier kann ich einfach mal für ein paar Stunden an nichts denken." Auch seine Freunde und Familie schätzen sein Hobby, denn Bürrig zu beschenken, war immer leicht. Eine Besonderheit, die er so über die Jahre bekam: Die Nachbildung des größten fahrbaren Hafenkrans von Liebherr, der nun in Bürrigs Hafenanlage steht. Während viele Sammler ihre Loks des Geldes wegen kaufen und auf die Erhöhung des Kaufwertes ihrer Märklin-Bahn warten, steht für Bürrig fest: "Ich habe die Modelllandschaft gebaut, damit man wirklich mit ihr spielen kann." Er wolle kein Kunstwerk schaffen, das dann nur in der Ecke steht. Außerdem: "Den meisten Spaß hat man beim Aufbauen", findet Bürrig.

In den vergangenen Jahren hat er seine Landschaft deswegen immer wieder ausgebaut, erweitert und verändert. "Jetzt habe ich wirklich jeden Zentimeter ausgeschöpft", sagt er. Seit einem Jahr hat er keine Bahnen mehr zugekauft. Doch die Anlage beschäftigt ihn weiter - alle zwei Monate müssen die Bahnen gewartet werden. Da ist Bürrig bei 35 Loks schon mal einige Nachmittage beschäftigt. Und eine lästige Arbeit bleibt auch nicht aus: "Das leidigste für Modellbauer ist wohl das Putzen der Anlage", findet Peter Bürrig.

(NGZ)
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