Neuss Der Kampf gegen die Ratten

Neuss · Ratten sind in vielen Teilen der Stadt eine Plage. Angezogen werden sie durch Müll, Essensreste und Hundekot. Falsch verstandene Tierliebe zieht Schädlinge ebenso an: Wer Tauben oder Enten füttert, gibt auch Ratten Nahrung.

Zielsicher geht Wolfgang Piepenbrink zu einer kleinen Grünfläche hinter dem Hauptbahnhof. Vorsichtig zieht der Schädlingsbekämpfer die dichten Hecken auseinander. Der Erdboden ist übersät mit Löchern — Rattenlöchern. Piepenbrink ist im Auftrag des Ordnungsamtes unterwegs. Seit über zehn Jahren ist der Unternehmer für die Rattenbekämpfung in der Stadt zuständig. Die Innenstadt ist ein Brennpunkt, denn die vielen Hochbeete, etwa am Theodor-Heuss-Platz oder am Niedertor, bieten den Tieren einen geschützten Lebensraum. "Zwei Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit sich Ratten wohlfühlen", sagt Piepenbrink, "sie brauchen Unterschlupf und genügend Futter."

Das finden die Tiere immer dort, wo Müll auf die Straße geworfen wird. Das ist nicht nur in der Innenstadt der Fall, sondern auch im Barbaraviertel (die NGZ berichtete). Dort sei der Befall zeitweise so schlimm gewesen, dass die eigentlich dämmerungsaktiven Tiere bereits tagsüber gesichtet wurden, erzählt Piepenbrink, der die Schädlinge mit Giftfallen tötet. Eine Vorgehensweise, die nicht alle Anwohner billigen. "Dabei sind es die Menschen, die die Ratten überhaupt erst anlocken", sagt der Schädlingsbekämpfer. Etwa indem sie Müll und Essensreste auf der Straße entsorgen. Auch Hundekot könne Ratten anlocken, denn die Tiere sind im wahrsten Sinne des Wortes Allesfresser. Problematisch ist laut dem Experten auch das Füttern von Vögeln oder freilaufenden Katzen. "Wildtiere können nicht selektiv gefüttert werden", stellt Piepenbrink klar. "Das Futter nehmen sich auch die Ratten."

Das erlebt der Unternehmer auch immer wieder bei gut situierten Privatkunden, die in ihren Gärten Vogelhäuschen und -tränken aufstellen. Und sich dann wundern, wenn nicht nur Vögel, sondern auch Ratten von dem Futter fressen.

Seine Köder legt der Schädlingsbekämpfer in speziellen Boxen aus, die regelmäßig kontrolliert und mit Gift nachgefüllt werden müssen. "Dass die Plage vorbei ist merke ich daran, dass der Köder nicht mehr angenommen wird", erläutert Piepenbrink. Direkt an den Rattenlöchern nutzt er eine zweite Methode der Schädlingsbekämpfung: Dabei wird das Gift direkt in die Erdlöcher eingeführt. Auch dort kontrolliert Piepenbrink regelmäßig, ob Köder übrig bleiben. Ist das der Fall, sind die Ratten vernichtet worden. Dann werden die Löcher zugeschüttet.

So ist Piepenbrink auch am Norfbach vorgegangen, wo es immer wieder Probleme mit Ratten gibt — auch dort hervorgerufen durch falsch verstandene Tierliebe: Spaziergänger füttern die Enten — und ohne es zu merken auch die Ratten. Piepenbrink kommt dann mit Ködern. Und mit Infomaterial. "Denn was viel besser hilft als Gift sind gut informierte Anwohner", sagt er.

(NGZ)
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