Kampf um das Direktmandat in Neuss-Hoisten Enttäuschter Baum verlässt die CDU
Hoisten · Die CDU habe ihn geärgert, gibt Karl-Heinz Baum (80) zu, „jetzt ärgere ich die CDU“: Wie er das anstellt, das verbreitete der Stadtverordnete für Hoisten, Speck-Wehl und Helpenstein am Montag in einer Pressenotiz, deren Inhalt den Parteivorsitzenden Jürgen Brautmeier und den CDU-Ortsverbandsvorsitzenden Heinz Welter sprachlos machte.
Baum, fünf Mal für seinen Wahlkreis direkt in den Rat gewählt, tritt im September noch einmal an – als Einzelbewerber. Der Partei, der er 40 Jahre angehörte, wird er mit Ablauf der derzeitigen Ratsperiode seinen Mitgliedsausweis zurückgeben.
Seine Ankündigung ist der Höhepunkt einer Trennungsgeschichte, die im April 2018 begann. Damals wählte der CDU-Ortsverband Karl-Heinz Baum, der diese Parteigliederung 18 Jahre lang geführt hatte, mehrheitlich ab. Sein Nachfolger Heinz Welter verband seine Kandidatur mit dem Versprechen, einen jüngeren Kandidaten für den Stadtrat zu benennen. Das geschah im vergangenen August, als Welter im Namen des Vorstandes Sebastian Heckhausen (26) präsentierte, der im November von den Mitgliedern als Kandidat des Ortsvereins benannt und Anfang März von einem CDU-Parteitag offiziell nominiert wurde. Baum trat beim Parteitag gegen Heckhausen an, unterlag aber mit 27 zu 186 Stimmen.
Das hat er offenbar nicht verwunden. „Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass man in einer christlichen Partei nach 20-jähriger erfolgreicher Ratsarbeit hinterlistig den Stuhl vor die Tür gestellt bekommt“, schrieb Baum am Montag. Dass der Parteivorsitzende vor dem Parteitag öffentlich geäußert haben soll, Baum hätte wegen seines fortgeschrittenen Alters keine Chance gegenüber einem jugendlichen Mitbewerber, werte er als Wahlbeeinflussung, Ausgrenzung und Altersdiskriminierung, fügt Baum hinzu. Das will er nicht hinnehmen.
„Ich habe Unterstützer genug“, sagt der Hoistener, der der erste Einzelbewerber wäre, seit 2009 Deniz Davarci in Erfttal sein Glück versucht hatte. Um auf den Stimmzettel in Hoisten zu kommen, benötigt Baum nach Auskunft des Wahlamtes die Unterschrift von fünf Unterstützern. Die müssen bis zum 16. Juli im Rathaus vorgelegt werden.
Parteichef Brautmeier bedauert beide Entscheidungen des Hoisteners. Mehrfach hätten beide über die Frage gesprochen, wo Baum seinen Platz in der Neusser CDU finden könne, sagt Brautmeier. Den Mitgliedern einer verjüngten Fraktion bei der Einarbeitung zu helfen, sei Baum aber nicht genug gewesen.
Heinz Welter versteht Baums Vorgehen nicht und bedauert, dass dieser den Zeitpunkt für ein würdevolleres Ende der Parteilaufbahn verpasst habe. Ihm selbst soll das nicht passieren. Ende des Jahres tritt Welter vom Vorsitz zurück.