Christoph Napp-Saarbourg "Der Handel hält nicht nur die Hand auf!"

Neuss · Der ZIN-Vorsitzende kritisiert die Vorgaben für den Innenstadtstärkungsfonds und fordert ein Umdenken der Politik.

 Napp-Saarbourg: "Der Beirat braucht für vieles zu lange".

Napp-Saarbourg: "Der Beirat braucht für vieles zu lange".

Foto: woi

Herr Napp-Saarbourg, im Planungsausschuss geht es heute um die Bausteine zum "Lichtkonzept", das mit Geld aus dem Innenstadtstärkungsfonds bezahlt wird. Zufrieden?

Christoph Napp-Saarbourg Das Lichtkonzept ist wichtig und auch mit uns besprochen. Vor allem die - dank Lichteinsatz - klare Wegführung vom Rheintorparkhaus in die Innenstadt ist zu begrüßen.

Ist es auch das, was der Handel braucht?

Napp-Saarbourg Jein. Das Lichtkonzept ist eine langfristige und aufwendige Investitionsmaßnahme. So langfristig und so aufwendig, dass sie für einige Händler vielleicht am Ende schon zu spät kommen könnte. Was wir brauchen, ist Verbesserung im Hier und Heute. Die Leute wollen sehen, dass etwas passiert.

Dann tun Sie doch was.

Napp-Saarbourg. Machen wir ja. Der Handel hält doch nicht nur die Hand auf! Er hat in den vergangenen Jahren zehntausende Euro in Verschönerungsmaßnahmen vor der Ladentür investiert, von der alle City-Besucher profitieren. Und alleine in diesem Jahr organisieren wir - zum Teil mit Neuss-Marketing - vier große Feste mit verkaufsoffenen Sonntagen und fast 50 Aktionen.

Gut, dazu hätten Sie den Innenstadtstärkungsfonds nicht benötigt.

Napp-Saarbourg Dafür nicht. Aber wofür dann? Wir haben die Erfahrung machen müssen, dass sehr viel von dem, was wir in dem Beirat vorschlagen, der über den Einsatz von immerhin 300.000 Euro jährlich verfügt, abgelehnt wurde.

Zum Beispiel?

Napp-Saarbourg Die Anschaffung von Pavillon-Zelten oder neuer Blumenkübel. Das war den Politikern zu wenig investiv. Aber, so fragen wir Händler, muss es denn immer der große Wurf sein? Und ich muss hinzufügen: Als der Fonds geschaffen wurde, um die Innenstadt im Wettbewerb mit dem Rheinpark-Center und dem entstehenden Möbelmarkt zu stärken, gab es diese Beschränkung auf reine Investitionen nicht.

Was würden Sie sonst damit tun?

Napp-Saarbourg Werbliche Maßnahmen wären gut. Schauen Sie: Für diejenigen, die unsere Innenstadt schon besuchen, wird einiges getan. Da schaffen wir Atmosphäre und laden zu längerem Verweilen ein. Gut. Einverstanden. Aber genauso müssen wir uns der Frage stellen: Wie bekommen wir die Leute dazu, sich überhaupt auf den Weg in die Neusser Innenstadt zu machen. Werbung und Angebote wie kostenloses Parken würde sicher Anreize schaffen. Aber solche "nur" werblichen Maßnahmen sind genau das, was die politische Seite in diesem Beirat absolut nicht will. Ich bin der Überzeugung, dass da ein Umdenken erfolgen muss.

Über 10.000 Euro könnten Sie doch frei verfügen....

Napp-Saarbourg ...müssen aber selbstverständlich Rechenschaft ablegen. Dieses Geld macht uns vor allem flexibler. Denn der Beirat braucht einfach für vieles zu lange.

CH. KLEINAU FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(NGZ)
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