Neuss Der Glückspilz ist von einer berauschenden Wirkung

Neuss · Günter Großmann ist Pilz-Sachverständiger. Über 700 Pilzbücher hat er aus aller Welt gesammelt. Zu Silvester erklärt er die Glücks-Symbolik von Pilzen.

 Günter Großmann kennt sich als versierter Pilzsammler aus.

Günter Großmann kennt sich als versierter Pilzsammler aus.

Foto: Woi

Egal, ob auf der Silvesterkarte, auf der Serviette oder auf der Verpackung fürs Bleigießen - überall findet sich dieser Tage der kleine rote Pilz mit den weißen Flecken. Der Fliegenpilz ist das Symbol für Glücksbringer schlechthin. Immer an seiner Seite die ständigen Begleiter: das vierblättrige Kleeblatt und das glänzende Hufeisen.

"In fast allen Ländern der Welt gilt der Fliegenpilz als Glücksymbol", sagt der Neusser Pilz-Sachverständige Günter Großmann (73). Auch in Japan und China kommt dem glänzenden Lackporling diese Rolle zu. Er gilt dort als Symbol für Glück, Wohlstand und ein langes Leben. Und tatsächlich wird er seit über 2000 Jahren für die Wundheilung verwendet, ist heute in etlichen Medikamenten verarbeitet. Natürlich hat Günter Großmann mehrere getrocknete Exemplare des glänzenden Lackporlings in seiner Sammlung. So gehört sich das für einen Pilz-Experten.

Großmanns Weg zum Hobby-Mykologen ist ungewöhnlich. Er führte über die Sammelleidenschaft. Briefmarken mit Pilz-Motiven hatten es ihm angetan. Also kaufte der Ingenieur auf seinen vielen Geschäftsreisen im Ausland immer ein Pilzbuch. Die allermeisten Bücher kann er aufgrund mangelnder Fremdsprachenkenntnis gar nicht lesen, aber Abbildungen und lateinische Namen der Pilze machen die Werke interessant. Um besser zu verstehen, was er da sammelt, ließ sich Großmann zum Pilz-Sachverständigen ausbilden. Häufig ist er in den Sammelgebieten im Rhein-Kreis Neuss unterwegs. "Ich bin eigentlich täglich draußen", sagt er, "wenn man sein Leben lang beruflich mit Technik zu tun hat, ist die Natur als Ausgleich sehr wichtig."

Doch für die Pilzsammler war 2016 kein gutes Jahr. "So wenige Pilze gab es selten", sagt Großmann. "Zu trocken, zu viel Sonne", konstatiert der 73-Jährige. Für das Jahr 2017 hofft er auf Besserung. Schon jetzt ist mit dem Judasohr der Pilz des Jahres 2017 sehr oft in Neuss zu finden. "Den hat jeder schon gegessen", sagt Großmann. Denn das Judasohr ist der Pilz aus der Peking-Suppe.

Nicht zu empfehlen für eine mittägliche Mahlzeit ist hingegen der Fliegenpilz. Denn, Glückspilz hin oder her, der Fliegenpilz ist giftig. In kleiner Menge hat er allerdings berauschende Wirkung. Seinen Namen hat er noch von früher. Aufgelöst in Wasser war er eine tödliche Falle für Fliegen.

Doch auch in Neuss gibt es sehr viel giftigere Pilze. Etwa den Knollenblätterpilz, einer der laut Großmann "tödlichsten Pilze der Welt", der allerdings zuweilen von nicht-kundigen Sammlern mit dem Champignon verwechselt wird.

(jahu)
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