Gedenkfeier am Volkstrauertag Der Gewalt keine Chance geben

Gedenkfeier am Volkstrauertag · Von Frank Kirschstein

Von Frank Kirschstein

Am Volkstrauertag wurde Sonntag auf dem Ehrenfriedhof der Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft, Verfolgung und Vertreibung gedacht. Gleichzeitig mahnten die Redner, der Gewalt im Alltag entschlossen entgegenzutreten.

Volkstrauertag auf dem Neusser Ehrenfriedhof: Schützen und Landsmannschaften senkten ihre Fahnen zum Gedenken .

Foto: L. Berns

Es ist ein Tag der Trauer und des Gedenkens an die Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft, Verfolgung und Terrorismus, aber auch ein Tag des Nachdenkens über die Täter: "Erschreckend ist vor allem die Ungerührtheit, mit der viele Menschen bereit sind, Gewalt anzuwenden. Die Täter leben unter uns", sagte Diakon Werner Höyng Sonntag bei der zentralen Feierstunde zum Volkstrauertag auf dem Ehrenfriedhof in Neuss.

Gewalt treffe längst nicht mehr allein Soldaten, sondern im Alltag Kinder, Frauen und Männer quer durch alle Gesellschaftsschichten und Kulturen. "Wir müssen uns fragen, ob wir nicht schon mitbeteiligt sind an der Anwendung und Verherrlichung von Gewalt", mahnte Höyng. Eigene Ansprüche mit Gewalt durchzusetzen, aggressives Verhalten im Straßenverkehr, Mobbing am Arbeitsplatz - die Gewalt sei längst im "normalen" Leben angekommen.

Erlösung vom Übel des Krieges und der Macht der Gewalt verspreche allein die Rückbesinnung auf Gott,: "Vor ihm sind alle Menschen gleich." Auch Bürgermeister Herbert Napp erinnerte auf dem Ehrenfriedhof nicht nur an die Millionen gefallener Soldaten, sondern ebenso an diejenigen, die im Krieg als Zivilisten starben, die Opfer von Verfolgung oder Verfolgung wurden - sei es wegen ihres Glaubens, ihrer politischen Überzeugung oder allein der Tatsache, dass sie krank oder behindert waren.

"Wie überall wurden auch in Neuss Gedenkstätten errichtet, um an die Toten zu erinnern, doch neue Kriege verhindern konnten die Mahnmale nicht", sagte Napp. Alle Appelle und auch Dokumentationen in den Medien, die die Grausamkeit des Krieges zeigten, seien offenbar erfolglos geblieben. Dies , so der Neusser Bürgermeister, dürfe jedoch nicht dazu verleiten, Krieg und Gewalt als unabänderlich hinzunehmen: "Wir müssen bereit sein, etwas gegen die Not der Menschen zu tun und zu helfen - auch in anderen Ländern."

Napp zitierte aus dem Brief einer Neusserin, der ihn im Vorfeld des Volkstrauertages erreicht hatte und die an das Schicksal der Menschen erinnerte, die vor 40 Jahren, am 23. September 1944, bei einem schweren Bombenangriffe auf Neuss ums Leben kamen. Getroffen wurde unter anderem ein Bunker an der Breite Straße - "ein Inferno".

Ein Teil der Opfer wurde neben den Soldaten auf dem Ehrenfriedhof bestattet. "Es gibt nicht mehr viele Zeitzeugen, die mahnen und dazu beitragen können, das Geschehene nicht zu vergessen", sagte der Bürgermeister und lobte in diesem Zusammenhang den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit seiner engagierten Arbeit für den Frieden weit über die deutschen Grenzen hinaus: "Wir leben im Zeichen der Hoffnung und im Bewusstsein, das unsere Verantwortung den Menschen und dem Frieden gilt.

Volkstrauertag

Der Volkstrauertag ist ein vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge 1919 eingeführter Gedenktag an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Von den Nationalsozialisten zum "Heldengedenktag" umbenannt, ist er seit den 50er Jahren wieder ein Tag der nationalen Trauer und Mahnung zum Frieden.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort