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Stadt macht der NEWI Konkurrenz Der Neusser Kaffee-Krieg

Neuss · Der fair gehandelte „Neuss Café“ bekommt Konkurrenz: Den „Neusser Kaffee“ der Stadt und der Rösterei Bazzar.

 Noch vor wenigen Wochen Feuer und Flamme, trinkt der Bürgermeister jetzt den Kaffee der Konkurrenz.

Noch vor wenigen Wochen Feuer und Flamme, trinkt der Bürgermeister jetzt den Kaffee der Konkurrenz.

Foto: Stadt Neuss

Aus der „Rheinischen Affaire“ – wird eine echte. Denn die Stadt setzt dem „Neuss Café“, der seit 2002 Teil einer rheinlandweiten Kampagne für fairen Handel ist, ein Konkurrenzprodukt vor die Nase. Den „Neusser Kaffee“. Der wird von der privaten Kaffeerösterei „Bazzar“ mit einer Jahresmenge von 1,5 Tonnen aus ebenfalls fair gehandelten Bohnen gebrannt und darf sogar mit dem offiziellen Neusser Stadtwappen vertrieben werden. Und im Rathaus soll fortan nichts anderes mehr in die Kaffeetasse kommen – allen öffentlich gemachten Liebeserklärungen – auch des Bürgermeisters – zum Trotz.

Bei der Neusser Eine-Welt-Initiative (NEWI), die die Namensrechte am „Neuss Café“ hat, fühlt man sich ausgebootet. Erstens, weil es eine Ausschreibung gab, bei der zwar die Handelsorganisation Gepa als Kaffeelieferant des Rathauses um ein Angebot gebeten wurde, aber weder die NEWI noch die Weltläden-Basis in Gelsenkirchen, die nach Auskunft von Vorstand Martin Müller alle Städte-Kaffees der „Rheinischen Affaire“ vertreibt, erfuhren davon.

Zweitens, weil die Ausschreibung im Amt für Umwelt und Stadtgrün formuliert wurde, wo die NEWI und ihre Kaffee-Kampagne genau wie die Foren der Neuss Agenda früher eine starke Lobby hatten. Man könne also nicht davon ausgehen, dass die NEWI in Unkenntnis übergangen wurde, sagt die Vorsitzende und Fairtrade-Promotorin Gisela Welbers. Sie beobachte vielmehr mit Sorge, dass sich offenbar im Rathaus die Gewichtung verschiebt. Dabei war es auch die NEWI und ihr „Neuss Café“, auf den sich die Kaffee-Einkäufer im Rathaus nie festlegen ließen, die Anteil an der Anerkennung von Neuss als „Fairtrade Town“ und dem damit verbundenen Imagegewinn hatten. Drittens ärgert die NEWI und alle Kirchengemeinden und Eine-Welt-Gruppen, die den „Neuss Café“ zugunsten der Eine-Welt-Arbeit mit viel ehrenamtlichem Engagement vertreiben, dass ihr eingeführtes Produkt nun – unter fast identischem Namen – Konkurrenz bekommt. Da tröstet es kaum, dass der „Neuss Café“ künftig weiter in der Tourist-Info, der umsatzstärksten Verkaufsstelle für dieses Produkt, angeboten wird – neben dem „Neusser Kaffee“ und zum gleichen Preis von 4,90 Euro das halbe Pfund.

Die Kaffeeröster aus dem Neusser Hafen und die Stadt kamen im Vorjahr in Kontakt, als zum „Fair-Day“ vor dem Rathaus eine Kaffeeverkostung gemacht wurde. Damals hatte „Bazzar“ noch kein eigenes Fairtrade-Produkt – und musste „Neuss Café“ ausschenken. Bazzar ließ sich aber inzwischen von der Organisation „fairtrade“ zertifizieren und brennt eigenen Kaffee aus fair gehandelten Bio-Bohnen. Bei der „Rheinischen Affaire“, sagt Bazzar-Mitbegründer Uwe Müller etwas abschätzig, sei es mehr um die Marke gegangen „und wenig Emotion zu Herkunft und Qualität des Kaffees spürbar“. Seinen „Neusser Kaffee“ macht er gar zur patriotischen Angelegenheit. Für ihn als Neu-Neusser sei es ein Standorthema, ein lokales Produkt anzubieten. Und sein Kompagnon und Mitbegründer Aydin Kirici spricht gar von einer „Passion, den neuen Neusser Kaffee kreieren zu dürfen“. Nun wird er damit „Hoflieferant“.

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