Neuss Der Einzelhandel geht ins Netz

Neuss · Das Geschäft im Internet boomt auch in der Einzelhandelsbranche vor Ort. Die ortsansässigen Neusser Händler wollen mit der Zeit gehen und setzen zunehmend auf das Online-Geschäft als zweites Standbein.

 Vero Moda-Mitarbeiterin Rebecca Schöpkens berät nicht nur beim Kauf vor Ort, sondern verweist auch auf das Internet.

Vero Moda-Mitarbeiterin Rebecca Schöpkens berät nicht nur beim Kauf vor Ort, sondern verweist auch auf das Internet.

Foto: Woitschützke

Der lokale Einzelhandel ergänzt sein Angebot zunehmend mit dem Verkauf über Online-Shops. Das hat Nora Timmerbeil, Geschäftsführerin des Rheinischen Einzelhandels- und Dienstleistungsverbandes, festgestellt. "Die meisten Händler sehen das Internet weniger als problematische Konkurrenz, sondern als eine Chance, ihre Waren über einen zusätzlichen Kanal zu vertreiben", erklärt sie.

Auch eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aus dem vergangenen Jahr bestätigt diesen Trend: Die Zukunft in Deutschland gehört Einzelhändlern, die Ladengeschäft und Internet verbinden. Im sogenannten Mehrkanal-Geschäft informiert sich ein Kunde über ein Produkt beispielsweise im Laden oder im Internet. Anschließend kauft er es dann allerdings über einen anderen Kanal.

Rund 14 Milliarden Euro hat der deutsche Handel im Jahr 2009 auf diese Weise umgesetzt. Das entspricht knapp zehn Prozent des Gesamtumsatzes mit Waren, die keine Lebensmittel sind. In den kommenden fünf Jahren werde dieser Anteil auf 17 Prozent steigen, so die Voraussage der GfK. Der Anteil des reinen Online-Handels (E-Commerce) wachse dagegen nur von sieben auf zehn Prozent. Schrumpfen werde der Umsatzanteil mit Verkäufen, bei denen Kunden ausschließlich das klassische Ladengeschäft aufsuchen, so die Studie.

Auch viele der großen Filialketten mit einem Geschäft in der Neusser Innenstadt vertreiben ihre Ware bereits über den elektronischen Weg. Viele lokale Händler zeigen sich jedoch positiv gegenüber der gestiegenen Verzahnung der Verkaufskanäle, genaue Zahlen darüber wie viele Neusser das Online-Geschäft nutzen, gibt es aber nicht. Seit etwa zwei Jahren können Kunden bei Blumen Risse frische Blumen auch über das Internet ordern.

Über die Seite des Unternehmens kann jemand aus Rosellen bestellen, ohne in den Laden zu kommen. "Dann ruft die Zentrale uns an und wir liefern aus", sagt Filialleiterin Gabriele Strunk. "Das funktioniert problemlos." Auch Rafaela Aziz, Verkäuferin bei Vero Moda, begrüßt den Multichannel-Ansatz: "Im Laden gibt es immer wieder Sonderangebote und wir beraten die Kunden natürlich persönlich. Manchmal haben wir aber eine bestimmte Farbe oder Größe nicht auf Lager. Die Kunden können die Ware dann einfach im Internet bestellen." Daneben werde auch der Markenauftritt durch die intensive Internetpräsenz gestärkt, sagt Aziz.

Kleinere Neusser Läden, ohne großes Unternehmen im Rücken, nutzen den Onlinehandel bislang wenig. Deshalb bietet der rheinische Einzelhandels- und Dienstleistungsverband in einer Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein (IHK) immer wieder kostenlose Info-Veranstaltungen für den mittelständischen Fachhandel an. Neben ökonomischen und technischen Fragen werden Händler auch über rechtliche Aspekte informiert.

(NGZ)
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