Neuss Der die Neusser zeichnet

Neuss · Früher hat Wilfried Küfen Schaufenster dekoriert. Heute hält er den Neussern den Spiegel vor. Seit 1984 spürt der freiberufliche Karikaturist den Schwächen der Zeitgenossen nach. Immer humorvoll aber niemals verletzend.

 Dank den Neussern geht ihm der Stoff nicht aus: Karikaturist Wilfried Küfen.

Dank den Neussern geht ihm der Stoff nicht aus: Karikaturist Wilfried Küfen.

Foto: NGZ

Seine Liebeserklärungen an die Heimatstadt geraten ihm schon Mal zur kleinen Frechheit: Mit fliegendem Frack hetzen Grenadiere dem aufziehenden Regiment hinterher, der Spielmannszug "Frei - weil weg" kommt zu spät und irgendwo duften Pferdeäpfel... nichts ist perfekt im gezeichneten Klein-stadt-Idyll des Wilfried Küfen. Nur bei den Uniformen muss jedes Detail stimmen. "Da verstehen die Schützen keinen Spaß", sagt Küfen und zielt auf die Eitelkeiten beim großen "Spiel der Männer".

Zum 20. Mal fertigte Wilfried Küfen jetzt im Auftrag der Sparkasse Neuss das Schützenfest-Poster, das längst zu einem begehrten Sammelobjekt geworden ist. Es zeigt eine Szene am Weißen Haus, wo sich die Edelknaben vor den Umzügen aufstellen, deren Korps in diesem Jahr 175-jähriges Bestehen feiert. 1991 fing alles an. Damals nahm Küfen die Gilde ins Visier. Heute ist er der bekannteste und beste Karikaturist in Neuss. Seit 1984 lebt er von den Zeichnungen: "Mal besser, mal schlechter."

Zuvor war Küfen Schaufenster-Dekorateur bei Rud. van Endert am Markt, studierte visuelle Kommunikation bis zum Diplom-Designer. Er selbst sieht sich als Autodidakt. Er arbeitet für Zeitungen und Unternehmen, am liebsten aber zeichnet er seine Neusser, deren Stärken und Schwächen er bestens kennt: "Manches Mal lache ich mich selbst beim Zeichnen schon kaputt." Aus dem Lokalkolorit schöpft er seine Themen, nur Schütze will er nicht werden: "Das macht kein guter Musiker." Wieder so eine liebevolle Frechheit: Küfen spielte einst die Lyra im Tambourkorps "Novesia".

(NGZ)
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