Neuss Der Aalschokker ist reif fürs Museum

Neuss · Jahrelang fristete sie im Neusser Sporthafen ein tristes Dasein. Doch nun wurde die "Fiat Voluntas" restauriert - und wird nun ausgestellt.

 Nach der aufwendigen Restaurierung erstrahlt der Aalschokker in neuem Glanz.

Nach der aufwendigen Restaurierung erstrahlt der Aalschokker in neuem Glanz.

Foto: Arthur Fischer

Schiff in Sicht! Zwar steht noch kein konkreter Termin, aber für die Ankunft des Aalschokkers "Fiat Voluntas" in seiner neuen Heimat Monheim wurde schonmal grob die achte Kalenderwoche angepeilt. Der ursprünglich anvisierte Termin Ende Januar war nicht zu halten. Es habe Verzögerungen bei der Lieferung des Holzes für die Aufbauten gegeben, berichtet der Architekt Arthur Fischer, der die Restaurierung des Schiffes in Oranienburg koordiniert. "Das Robinienholz für die Aufbauten - es ist sehr wetterbeständig - ist leider erst Anfang Januar geliefert worden."

Neuss: Der Aalschokker ist reif fürs Museum
Foto: Maximiliane Richtzenhain

16 Jahre lang lag die "Fiat Voluntas" im Neusser Sporthafen. 2001 war ihr ehemaliger Besitzer Wilhelm Wirtz zuletzt mit ihr unterwegs. Die Monheimer Stadtverwaltung entdeckte das Fangboot bei Recherchen zur Geschichte des Aalfangs und kaufte es schließlich. Nun ist es reif für sein neues Dasein als Museums-Stück.

Inzwischen abgeschlossen seien laut Fischer die Beschichtungs- und Stahlarbeiten. Die "Fiat Voluntas" sei nun in einem hellgrauen Ton gestrichen, der Süllrand rot abgesetzt. Den Schiffsrumpf umläuft zudem oberhalb des schwarz gestrichenen Kiels ein breiter roter Streifen. Der Aalschokker hat jetzt dieselbe Optik wie 1974, als der Landschaftsverband Rheinland in der Reihe "Altes Handwerk im Rheinland: Rheinfischerei" den Film über den Neusser Fischer Simon Wirtz drehte. Der Film zeigt nicht nur den Arbeitsrhythmus des Fischers, sondern auch die Handhabung verschiedener Netztypen.

Mit Stolz erfüllt Arthur Fischer, dass ihm in einigen Details eine originalgetreue Rekonstruktion gelungen ist. Die mit Nieten befestigte Scheuerleiste hatte abgenommen werden müssen, weil der darunterliegende Rumpf rostete. Und während sich die Denkmalbehörde auf ein Verfahren eingelassen hätte, die Nietköpfe optisch zu imitieren, tat Fischer in Berlin einen Kunstschmied auf, der die alte Nietentechnik beherrscht und eine ebenso alte Apparatur besitzt. "Jetzt haben wir Nieten wie beim Original."

Auch am künftigen Standort in Monheim-Baumberg haben sich durch das Hochwasser die Vorbereitungen verzögert. "Das Betonfundament ist fertig gegossen, aber die Stahlkonstruktion, auf der das Schiff ruht, konnte noch nicht aufgebaut werden", sagt Markus Kuller vom Tourismusmanagement. Und da für die Platzierung des Schiffes schweres Gerät eingesetzt werden müsse, werde die Stadt auch die Parkplatzgestaltung erst im Anschluss angehen. "Das originale Arbeitsschiff vermittelt einen authentischen Eindruck über das Arbeiten an Bord", sagt Claudia Moll vom Büro Expo 2508, das die Ausstellung konzipiert. An Deck befänden sich die Fangvorrichtung mit dem Fangbäumen, die Seilwinden und die Hälterkammer. Im Inneren des Deckhauses werde der authentische Arbeitsort der Fischerfamilie Wirtz mit ausgewählten Einrichtungs- und Arbeitsgegenständen wiederhergestellt. Auch die Schlafkoje werde rekonstruiert. Zudem werden sich einige "Privatgegenstände" als Rekonstruktionen an Bord befinden. Einige Exponate erzählen im wahrsten Sinne des Wortes Geschichten: Der Kochtopf auf dem Ofen lässt die einstigen Stimmen an Bord für kurze Zeit wieder lebendig werden.

Am vergangenen Wochenende hat der Spediteur, der den Aalschokker nach Baumberg transportieren soll, sich vor Ort umgesehen und vor allem das Nadelöhr Klappertorstraße vermessen. "Da müssen wohl einige Schilder abmontiert werden, damit der Tieflader da durchpasst", sagt Markus Kuller vom Tourismusmanagement. Die Eröffnung sei für die zweite Mai-Hälfte geplant.

(NGZ)
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