Neuss Den Ausstieg gewollt

Neuss · Neuss Der gute Ruf hatte ihn nach Neuss ans Rheinische Landestheater gelockt. Die Bühne unter Carly Wesseler stand für eine intensive Arbeit gerade auch mit jungen Schauspielern, und "deswegen gingen Anfänger gerne dorthin", sagt Christoph Heufken. Der gebürtige Essener war ein solcher, als er 1980 direkt von der Folkwang-Hochschule nach Neuss wechselte. Zwar hat er nach so vielen Jahren (und einem Berufswechsel) leichte Schwierigkeiten, sich an seine erste Rolle zu erinnern, aber er weiß noch: "Es war eine französische Komödie."

 Der Schauspieler Christoph Heufken mit seiner Frau Britta an neuer Wirkungsstätte - im gemeinsamen Hotel Sant Salvador in Artà auf Mallorca.

Der Schauspieler Christoph Heufken mit seiner Frau Britta an neuer Wirkungsstätte - im gemeinsamen Hotel Sant Salvador in Artà auf Mallorca.

Foto: NGZ-Online

Neuss Der gute Ruf hatte ihn nach Neuss ans Rheinische Landestheater gelockt. Die Bühne unter Carly Wesseler stand für eine intensive Arbeit gerade auch mit jungen Schauspielern, und "deswegen gingen Anfänger gerne dorthin", sagt Christoph Heufken. Der gebürtige Essener war ein solcher, als er 1980 direkt von der Folkwang-Hochschule nach Neuss wechselte. Zwar hat er nach so vielen Jahren (und einem Berufswechsel) leichte Schwierigkeiten, sich an seine erste Rolle zu erinnern, aber er weiß noch: "Es war eine französische Komödie."

Und wenn er zuhause ein wenig kramt, wird er wohl auch noch die Kiste wiederfinden, in der die Neusser Erinnerungen in Form von Fotos und anderen Materialien liegen. Denn dass sie diverse Umzüge überstanden hat, brachte ein unangenehmes Ereignis zutage: Ein Wasserrohrbruch förderte unter den geschädigten Dingen nämlich eben jene Kiste ans Tageslicht: "Leider ist jetzt alles aneinander gepappt."

Aber auch ohne die papiernen Zeugen aus der Vergangenheit kann er sich gut daran erinnern, dass seine zweite Spielzeit am RLT weniger schön begann. Wesseler hatte die Bühne in Richtung Münster verlassen, und Gerd Omar Leutner kam. Heufken musste aus Vertragsgründen bleiben, "obwohl Leutner mir gleich gesagt hatte: Bei mir spielen Sie gar nichts."

Dass es dann doch anders kam, die zweite Spielzeit "ein ganz tolles Jahr wurde", sei dem Umstand zu verdanken gewesen, dass es unter den Kollegen viele Ausfälle gab und er auf Wunsch so manchen Regisseurs dann doch spielte.

Wesseler holte Heufken 1993 an die Städtischen Bühnen Münster. "Fast zehn Jahre blieb ich dort", erzählt der Schauspieler lachend, "aber ich habe bestimmt sieben Mal gekündigt". Erst als der Intendant wechselte, schaffte Heufken den Absprung und arbeitete ab 1990 als freier Schauspieler.

Aber über alle die Jahre, bis heute, hat er den Kontakt nach Neuss nicht verloren. Mit Intendantin Ulrike Schanko, die er als Dramaturgin im RLT kennen gelernt hat, mailt er sich immer wieder das Neueste zu. Den neuen Theaterbau an der Oberstraße kennt er zwar noch nicht, aber er hat sich fest vorgenommen, ihn zu besichtigen, bevor Schanko den Intendantensessel im nächsten Sommer verlässt.

Das Zuhause des 49-Jährigen steht im Osten von Mallorca. Zusammen mit seiner Frau Britta hat der Künstler vor neun Jahren ein Jugendstil-Palais in Artà übernommen und zu einem kleinen, aber exklusiven Hotel mit acht Zimmern und zwei Restaurants umgebaut. Ein drittes Restaurant besitzt das Ehepaar zudem im Dorfkern von Artà.

Eine Zäsur, die Christoph Heufken ganz bewusst herbeigeführt hat. Nach insgesamt fast 20 Jahren Schauspielerei habe er 1999 am Scheideweg gestanden: "Ich hatte alles gemacht", erzählt er, so viele Rollen gespielt - Ricardo in Hochhuths "Stellvertreter", Rupprecht in Kleists "Zerbrochenen Krug", Valère in Molières "Tartuffe".

"Ich habe es geschafft, mir ganz gute Sachen zu suchen." Was also konnte nun kommen? Zurück in ein Ensemble? Ein Angebot lag vor, "aber das konnte ich nicht mehr: auf dem Schwarzen Brett lesen, welche Rollen ich spiele und - noch schlimmer - mit Regisseuren zusammenarbeiten, mit denen ich nicht kann".

Zusammen mit seiner Frau plante er, im Kölner Raum eine Restauration mit Veranstaltungen aufzuziehen. Aber nach einigem Hin und Her stand dann fest: "Wir machen das in Spanien." Da wollte Christoph Heufken immer schon hin, aber als Schauspieler ohne Sprachkenntnisse war das schlecht denkbar. Mallorca ist es dann geworden, weil die guten Flugverbindungen dafür sprachen, denn anfangs dachte Heufken noch, er können zwischen Hotel auf der Insel und Bühnen in Deutschland pendeln. "Aber das hat sich schnell erledigt", erzählt er lachend, Bereut hat er diesen Schritt nicht: "Ich musste schließlich nicht aussteigen, sondern wollte es."

(NGZ)
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