Neuss Dem Sommer auf der Spur

Neuss · In ihrer neuen Serie nimmt die NGZ ihre Leser mit an Orte, an denen die Sinne stimuliert werden. Den Auftakt bildet eine Wanderung um das Biotop Ölgangsinsel. In der freien Natur ist es tatsächlich sinnlich.

 Ein Baumstumpf am Wegesrand lädt ein zu einer kleinen Rast. Der Blick erfasst rund um die Ölgangsinsel die pure Natur.

Ein Baumstumpf am Wegesrand lädt ein zu einer kleinen Rast. Der Blick erfasst rund um die Ölgangsinsel die pure Natur.

Foto: Andreas Woitschützke

Und wieder Regen. Nicht dieser träge, warme Sommerregen, bei dem man als Kind die Augen geschlossen und das Gefühl der dicken Tropfen auf der Haut genossen hat, sondern ein dünner, kühler Schauer. Nein, Sommer sah früher mal anders aus und fühlte sich auch anders an. Doch es gibt Anzeichen in der Natur, dass es die vermeintlich wärmste Jahreszeit auch in diesem Jahr wieder zu uns geschafft hat. Ein Spaziergang rund um die Ölgangsinsel regt die Sinne an.

 Das Schild Naturschutzgebiet.

Das Schild Naturschutzgebiet.

Foto: Woitschützke, Andreas

Schon auf dem Weg zum Naturschutzgebiet umfängt den Wanderer die Natur. Die hohen Kastanien auf dem Damm haben bereits einige ihrer Früchte fallen gelassen. Unter der piksenden, grünen Schale findet sich der glatte, harte Kern. Den kann man auf dem Weg zur Insel in der Hand rotieren lassen.

Betreten kann man das eigentliche Biotop kaum noch: Das Schild "Naturschutzgebiet" ist hinter zwei Meter hohen Brennnesseln nur noch zu erahnen, den Blick auf die Insel erschweren bis zu drei Meter hohe Schilfgewächse – es ist ein einziges Dickicht. Doch auch das hat seinen Reiz: Tagpfauenaugen, Zitronenfalter und Kohlweißlinge flattern herum; aus den dichten Büschen trällern Vögel; Bienen summen und laben sich am Nektar von Löwenmäulchen und Rosen.

Eine einzelne Pusteblume ragt mitten auf dem Weg auf, ein leichter Windhauch streichelt ihr samtiges, weißes Köpfchen. Von der einen Seite hört der Wanderer das Platschen der Rheinwellen, von der anderen schweres Blätterrauschen der hochaufragenden Pappeln, Weiden und Ginsterbüschen. Der Duft der Gräser ist intensiv, wird nur manchmal durchbrochen vom erdigen Geruch einer kleinen Schlammmulde. Die meisten Brombeeren sind noch nicht reif, doch einige wenige haben schon eine dunkelrote Färbung – sie schmecken nur ein wenig säuerlich. All das ist Sommer zum Anfassen, zum Erleben, zum Erfahren.

Leider gilt das auch für die Vielzahl an Stechmücken, Pferdebremsen und anderer Insekten, die zwar kein Blut von einem haben wollen, den Wanderer aber stetig umflattern. Vor einem Spaziergang sollte man sich daher dringend mit Mückenspray möglichst unappetitlich für die kleinen Blutsauger machen. So ein Mückenstich kann ordentlich jucken – das ist dann aber kein Sinn, sondern ein Reiz. Und den muss man ja nicht stimulieren.

Gegen Mücken und Co. hilft aber eines: Regen. Selbst wenn es nicht der träge, warme Sommerregen aus Kindertagen, sondern der dünne, kühle dieses Jahres ist. Denn auch der vertreibt die fliegenden Plagegeister – so war es schon früher.

(NGZ)
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