Neuss „Das Rathaus gehört uns!“

Neuss · Weiberfastnacht : Mit dem Beginn des Straßenkarnevals übernahmen am Donnerstag auch in Neuss die Narren die Macht. Der entmachtete Bürgermeister wurde in Ketten gelegt, dann aber in den Urlaub entlassen.

 Die Wiever der Stadt- und Prinzengarde schlugen den Bürgermeister in Ketten und schleppten ihn auf den Markt. Bis Mittwoch geben jetzt die Jecken den Ton an.

Die Wiever der Stadt- und Prinzengarde schlugen den Bürgermeister in Ketten und schleppten ihn auf den Markt. Bis Mittwoch geben jetzt die Jecken den Ton an.

Foto: woi

Neuss Die Session verlief gut für Herbert Napp: Orden hat der Bürgermeister bekommen und erlebt, dass ihm der Oberpfarrer sogar das Recht abtrat, die Ordens-Paginnen zu bützen.

Doch am Donnerstag zeigten ihm die Narren seine Grenzen auf: Um Punkt 11.11 Uhr schleppten ihn die Frauen der Stadt- und Prinzengarde in Ketten gefesselt auf den Markt und zwangen ihn vor johlendem Publikum, die Schlüssel der Stadt herauszurücken.

Die Narren übernahmen die Regentschaft, und seine Tollität Prinz Richard I. jubelte: "Das Rathaus gehört uns! Wenn der Bürgermeister zurückkommt, wird er es nicht wiedererkennen." Der floh erst einmal, aller Regierungssorgen ledig, in den Schwarzwald. Urlaub!

"Die Stadt wird gut regiert, wenn der Bürgermeister weg ist, und niemand es merkt", hatte er seine Untertanen vor der Verbannung ins Exil zu trösten versucht.

Nachdem er zuvor erklärt hatte, wie er regiert: "Ich war gerade bei der zweiten Schicht", beschrieb er den Moment, als die Jecken seiner habhaft werden konnten. "Das ist die Schicht, in der ich am besten schlafe." Bis Erika Süsselbeck, Marketenderin der Stadt- und Prinzengarde, für ein rüdes Erwachen sorgte.

Auf dem Markt hatte sich in Erwartung eines schönen Schauspiels ein bunt kostümiertes Völkchen versammelt. Schon ab 10.30 Uhr hatten dort karnevalistische Töne Möhnen und Jecken in Schunkelstimmung versetzt, so dass die Stimmung schon gut war, als sich die Stadt- und Prinzengarde und die Novesia-Garde der Blauen Funken mit ihrem Fang den Weg zur Bühne bahnten.

Von dort wünschte Novesia Siglinde den Möhnen knapp einen wundervollen Tag, und Kinderprinzessin Ramona I. riet den jecken Frauen, tüchtig auf den Putz zu hauen.

Der Rheinbaron stellte das Sessionslied vor, bevor Reiner Franzen als Moderator "De Fetzer" ankündigte. Es war nicht die einzige Band auf der Marktbühne, wo bis 15 Uhr Programm geboten wurde - so lange wie noch nie.

Auch das Kinderprinzenpaar kam dabei zu einem eigenen Auftritt, und Ramona I. reimte schon mit Blick auf den Kappessonntag das fast beschwörende Schlusswort: "Sonnenschein ist ganz gewiss - damit Tschüß".

(NGZ)
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