Neuss Das Paradies auf dem Dezernentenflur

Neuss · Eine Ausstellung zeigt Werke der koreanischen Künstler Songnyeo Lyoo und Jeonghan Yun.

 Die Künstler Songnyeo Lyoo und Jeonghan Yun mit Bürgermeister Reiner Breuer (v.l.) vor dem Bild "Paradis-Internal Garden".

Die Künstler Songnyeo Lyoo und Jeonghan Yun mit Bürgermeister Reiner Breuer (v.l.) vor dem Bild "Paradis-Internal Garden".

Foto: Georg Salzburg

Auf dem Dezernentenflur im Neusser Rathaus hat das Paradies konkrete Formen angenommen in Gestalt der Malerei von Songnyeo Lyoo. Neben diesen traditionell buddhistischen Bildern sind außerdem Werke von Jeonghan Yun zu sehen, die unter der Überschrift "Menge" stehen. Zwischen den Arbeiten der beiden koreanischen Künstler sind, wenn man sich genauer mit ihnen befasst, durchaus Schnittmengen erkennbar.

Bürgermeister Reiner Breuer wies bei der Eröffnung der Ausstellung auf folgendes hin: "Wichtig ist, dass wir ein Bild davon geben, wie vielfältig die Kunst- und Kulturlandschaft in Neuss ist." Außerdem verschmelze der Dezernentenflur jetzt mit dem Bürgermeister-Büro zu einer Ausstellungsfläche. Unter den Beschäftigten im Rathaus habe das schon zu lebhaften Diskussionen geführt. Tenor: "Der Breuer ist mutig." Die beiden koreanischen Künstler haben einen engen Bezug zur Quirinusstadt. Seit 2016 arbeiten sie im Atelierhaus Hansastraße unter dem Namen "ANEART 813". Hinter dem Kürzel stehen die Geburtsjahre: Er ist Jahrgang 81, sie 83.

Beide hatten an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach studiert nach Studien in Südkorea. Songnyeo Lyoo hatte sich in ihrer Heimat den Titel "Major of Buddhist-Art" erworben an einer Universität in Seoul, die nur 15 Studenten im Jahr aufnimmt. Ihre Bilder spiegeln diese Ausbildung wider. Auf Reispapier entstanden beeindruckende Arbeiten, wobei es immer wieder das Bild im Bild gibt. Da ist zum Beispiel eine menschliche Gestalt mit dem Kopf eines Hirsches zu sehen. Sein Geschlecht soll offenbleiben und ist deshalb mit Blumen bedeckt. Die Umrisse von Kopf und Oberkörper wurden gefüllt mit paradiesischen Impressionen, mit Blumen, Wasser, Früchten, blauem Himmel - und Menschen, die nicht identifizierbar sind. Durch goldene Bänder ist alles miteinander verbunden. Das ist auch an den Arbeiten ablesbar, die aus geometrischen Formen bestehen und durch die Verbindungen an ein Mobile erinnern. Jeonghan Yun malt und fotografiert. "Der Verlauf der Zeit und die Veränderung des Lichts sind seiner Ansicht nach interdisziplinär zu betrachtende Prozesse, die nicht mehr problemlos im Einzelbild darstellbar sind", erklärte Susanne Ristow zur Eröffnung der Ausstellung.

Ein Paradebeispiel dafür ist die Visualisierung des Zeitflusses anhand eines Fotos mit extrem langer Belichtungszeit, aufgenommen vom Balkon seiner Kölner Wohnung aus. Das Gemisch der Farben im Verlauf eines Tages ergibt ein kräftiges Blau, die Sonne wirkt wie ein Kondensstreifen. Wie sich der Künstler "Menge" vorstellt, macht er auf verschiedene Weise deutlich: Da sind zum Beispiel die Netze, die er mit Farbtupfern versieht und schichtet. Oder die Farbstriche, mit dem Spachtel gezogen, die das Bild wie ein riesiges Mikado-Spiel aussehen lassen. Wie bei Songnyeo Lyoo gibt es auch hier eine Verbindung, die aus der Fülle eine Einheit macht.

(NGZ)
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