Barbaraviertel Das Multikulti-Viertel

Barbaraviertel · Das Barbaraviertel bietet ein Miteinander der unterschiedlichsten Kulturen und ein Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe wie in keinem anderen Neusser Stadtteil. Die Menschen schwören auf die gute Nachbarschaft.

 Wohnen zufrieden im Barbaraviertel: die Familie Altay mit Zehra (5), Figen, Candeniz (10), Kamil, Yilmaz (14) und Siner (7, v.l.).

Wohnen zufrieden im Barbaraviertel: die Familie Altay mit Zehra (5), Figen, Candeniz (10), Kamil, Yilmaz (14) und Siner (7, v.l.).

Foto: Woitschützke

Neuss Wenn Figen Altay über ihr Viertel spricht, dann betreibt sie fast Marketing: "Wir sind hier sehr zufrieden. Die Nachbarschaft ist gut und herzlich, die Einkaufsmöglichkeiten sind da, die Verkehrsanbindung klasse." Vor fünfeinhalb Jahren zog die 37-Jährige mit ihrem Mann und den damals noch drei Kindern ins Barbaraviertel. Die türkische Familie wohnte bis dato an der Krefelder Straße, wollte als Zwischenschritt zu einem Eigenheim erst einmal eine Eigentumswohnung erwerben und wurde an der Dyckhoffstraße fündig. Ehemann Kamil war zunächst skeptisch, doch inzwischen weiß auch er die Vorteile des Viertels zu schätzen.

Auch wenn ein Hausbau für das nächste oder übernächste Jahr im Blick ist, eigentlich möchte die Angestellte im öffentlichen Dienst nicht weg aus dem Barbaraviertel. Ihr gefällt die Internationalität des Ortsteils: "Im Kindergarten haben wir 17 verschiedene Nationalitäten. Die Kinder kommen gut miteinander klar", sagt Figen Altay, die im Elternrat der Einrichtung mitwirkt. Die beiden jüngsten Kinder, die Töchter Siner (7) und Zehra (5) sausen gerne um die Ecke auf den nahen Spielplatz. Für die beiden Jungen, Candeniz (10) und Yilmaz (14) ist es schon schwieriger: Sie vermissen einen Treffpunkt, zum Beispiel einen Bolzplatz. "Für Jugendliche gibt es hier gar nichts", sagt Yilmaz, "man muss schon in die Stadt fahren". Das tut er jeden Tag, wenn er mit Bahn und Bus zur Realschule Südstadt fährt.

Einen hohen Stellenwert genießt bei den Bewohnern des Barbaraviertels die Grundschule — "sie hat zentrale Bedeutung für das Viertel, eine Schließung wäre furchtbar", sagt Kamil Altay. Die Schließungsversuche der Stadt in den vergangenen Jahren haben an den Nerven gezehrt. Hoffnung machen jetzt die Überlegungen, die Schule, die von drei der vier Altay-Kinder besucht wurden und werden, als Verbundschule der "Brücke" zu sichern.

Im Barbaraviertel fehlen die klassischen Vereine, wie der Fußballklub oder der Kleingartenverein. In einer kulturellen Nische an der Blücherstraße hat sich das hoch angesehene Theater am Schlachthof angesiedelt, im hinteren Teil des langgestreckten Gebäudeteils bietet die Tanzsport-Gemeinschaft Quirinus Turniertanz und Kurse an. Die katholische Kirche ist mit der Kirchengemeinde St. Barbara im Viertel vertreten. Das Gotteshaus wurde 1932/33 errichtet. Die Gemeinde gehört seit Jahren zur Pfarrgemeinde St. Marien. Zwei Mal in der Woche, sonntags um 8.45 Uhr und mittwochs um 18 Uhr, wird eine heilige Messe zelebriert.

Das Barbaraviertel ist wie kaum ein anderer Neusser Ortsteil von einer bizarrer Mischung aus Wohnen und Gewerbe-/Industrieansiedlungen gekennzeichnet. Große Unternehmen wie FS Karton oder Sels sind dort ebenso zu finden wie eine Vielzahl von kleineren Betrieben. Dazwischen stehen immer wieder Wohnhäuser. In Lagerhallen haben Diskotheken und Clubs wie das "Loft" oder "Revolution" ihre Heimstätte.

(NGZ)
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