Neuss Das Leben in Neuss als Comedy-Stoff

Neuss · Der in Neuss aufgewachsene Benaissa Lamroubal tritt mit vier Freunden als "Rebell Comedy" auf – mit großem Erfolg.

 Benaissa Lamroubal (33) ist in Neuss aufgewachsen und betrachtet die Stadt als seine erste Heimat.

Benaissa Lamroubal (33) ist in Neuss aufgewachsen und betrachtet die Stadt als seine erste Heimat.

Foto: Andreas Woitschützke

Angefangen hat er als Moderator für die Comedy-Show seiner beiden Freunde Usama Elyas und Babak Ghassim. "Aus Jux", sagt der Neusser Benaissa Lamroubal, habe er 2007 bei ihrem Bühnenprojekt mitgemacht. Aber schon sieben Shows später wird er zum Act, steht seitdem auf der Bühne und zieht mit seinen Freunden – mittlerweile ein Quintett – als "Rebell Comedy" durch die Lande, füllt locker Säle in 500-Zuschauer-Größe.

Nur in Neuss waren die Comedians noch nicht zu sehen. Eine Erklärung dafür hat Benaissa Lamroubal nicht, aber er kann immerhin erzählen, dass man dabei sei, mit dem RLT Gespräche zu führen. "Vielleicht klappt es ja." Gerade starten die Fünf eine neue Tour mit ihrem elften Programm – der nächste Termin in der Region ist am 23. Februar im Düsseldorfer Savoy-Theater –, knüpfen damit an ihre Erfolgslinie an, sich mal witzig, mal satirisch mit der eigenen Situation als in Deutschland aufgewachsene junge Generation mit Migrationshintergrund auseinanderzusetzen.

Sie sind in der deutschen wie der arabischen Kultur gleichermaßen zu Hause, spießen deren Eigenheiten, Sitten und Gebräuche auf und lachen dabei gerne auch über sich selbst. Sein Ziel sei es, so sagt Lamroubal nachdenklich, "zwei Menschen, die sich auf der Straße niemals ansprechen würden, in einem Moment gemeinsam zum Lachen zu bringen". Lamroubal erzählt auf der Bühne von seinem Leben in Neuss – und ist jedes Mal ganz erstaunt, sagt er (und grinst), wenn sogar in Berlin jemand im Publikum auf seine Frage "Kennt ihr Neuss?" mit einem "Ja, ich" antwortet. Ein Auftritt ohne Rückgriff auf Neuss kann er sich kaum vorstellen: "Neuss ist meine erste Heimat", sagt er, "und das will ich auch nach außen tragen."

Beim Publikum kommt das gut an, und jüngst hat Lamroubal damit einen ganz persönlichen Erfolg gehabt. Beim "Comedy Grand Prix" des Senders RTL hat er sich gewissermaßen erst auf den letzten Metern in der Abstimmung geschlagen geben müssen, landete auf dem zweiten Platz. Immerhin saßen Comedy-Kollegen mit bekannten Namen in der Jury: Eckard von Hirschhausen, Cindy aus Marzahn und Kaya Yanar.

"Das hat mir auch ohne den ersten Platz einen ungeheueren Schub gegeben", sagt der 33-Jährige und ergänzt: "Normalerweise muss man nur für die Einladung zum Casting mindestens einen Auftritt im Quatsch-Comedy-Club oder bei Nightwash gehabt haben, aber ich habe mich ohne durchsetzen können." Dabei habe er sich eigentlich nur aus Spaß beworben, sagt er lachend, nachdem einer der anderen "Rebellen" von der Sache erzählt habe.

Mit "Rebell Comedy" hat Lamroubal das eine Bühnenleben gegen ein anderes getauscht. Denn der Neusser mit marokkanischen Eltern war zuvor in der städtischen Musikszene eine Größe, hat zahlreiche HipHop-Songs komponiert und getextet, war Vorbild für viele junge Musiker unter den Rappern. Das hat er aufgegeben. Nicht, weil es ihn drängte, sondern weil ihm die Musik zu wichtig ist, und er sich nur auf eines konzentrieren möchte: "Musik gibt mir das gleiche wie die Comedy, und beides nur vermengen will ich nicht." Konsequenz scheint eines der wesentlichen Charaktermerkmale von Lamroubal zu sein. Das half ihm, als er nach dem Rausschmiss aus der Realschule abzudriften drohte. Das half ihm, sich letztlich bis zum Abitur durchzubeißen, und das wird ihm auch helfen, sein Studium in Köln zu beenden.

Der Neusser will Lehrer werden, weil er es mag, Kinder zu unterrichten. Allerdings, gibt er zu, könne der Weg zum Ziel länger dauern, weil er wegen der "Rebell Comedy"-Touren immer Unterbrechungen einbauen muss. "Dafür", so betont er, "liege ich niemandem auf der Tasche, bezahle mein Studium und mein Leben in Neuss selbst."

(NGZ)
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