Neuss Das Landestheater will nur noch "spielen!"

Neuss · In der nächsten Saison (2013/14) mit dem Motto "spielen!" gibt es zwölf Premieren. Vier Schauspieler werden das RL verlassen.

 "Auszeit! Ein musikalischer Seelenritt", eine von drei Wiederaufnahmen in der neuen Spielzeit, mit Emilia Haag und Richard Erben.

"Auszeit! Ein musikalischer Seelenritt", eine von drei Wiederaufnahmen in der neuen Spielzeit, mit Emilia Haag und Richard Erben.

Foto: Björn Hickmann

Fast hätte es das Motto der nächsten Spielzeit im RLT schon eher auf die Agenda geschafft. Aber "spielen!", so erklärt es RLT-Intendantin Bettina Jahnke, sei dann doch mehr die Quintessenz aus den Mottos der ersten fünf Jahre ihrer Arbeit am Landestheater: Nach "träumen!" (2009/10), "kämpfen!" (2010/11), "lieben!" (2011/12) und aktuell "glauben!" könne es zum Abschluss nur ums "spielen!" gehen.

Neuss: Das Landestheater will nur noch "spielen!"
Foto: Björn Hickmann

"Denn nichts anderes wollen wir", sagt Jahnke, und nichts anderes mache auch jeder Mensch im Alltag, indem er in seiner jeweiligen Umgebung auch eine bestimmte Rolle spiele. Das Theater aber hat dabei natürlich auch einen Anspruch: nämlich "spielend die Welt erklären", wie Jahnke lachend ergänzt.

Dafür hat sie mir ihrem Dramaturgenteam um Barbara Noth einen Spielplan zusammengestellt, der gleich mit einem Schwergewicht startet. "Die Nibelungen" von Friedrich Hebbel in zwei Teilen steht für das Machtspiel um Liebe, Verrat und Tod. Dafür wird das ganze Ensemble eingebunden, sagt Jahnke und hat sich damit einen großen Wunsch erfüllt: "Ich wollte das schon immer mal machen." Zwei Regisseure werden sich der beiden Teile annehmen, die zur Premiere in einem Doppelabend am 21. September vereint sind, später auch in Einzelvorstellungen zu sehen sind und auch gebucht werden können. Ein Mammutprojekt, dessen Inhalt bis in die Gegenwart reichen soll. So stehen im ersten Teil mit der Geschichte um den Recken "Siegfried" die Um-die-30-Jährigen auf der Bühne, werden mit Esther Hattenbach von einer Regisseurin der jüngeren Generation geführt und verhandeln das Motto "Wir erobern die Welt". Den zweiten Teil "Kriemhilds Rache" wird Jahnke selbst inszenieren, mit einigen älteren Schauspielern und unter der Fragestellung "Was bleibt nach zehn Jahren übrig?"

Dem Doppelabend mit dem kompletten Ensemble ist es auch geschuldet, dass der Start im Kindertheater erst gut vier Wochen später, am 27. Oktober, stattfindet. In "Ente, Tod und Tulpe" von Nora Dirisamer nach Wolf Erlbruch geht es vor allem um die Frage "Warum müssen wir eigentlich sterben?". Das Weihnachtsstück (3. November) ist dem Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten" entlehnt und passt inhaltlich genau zum Spielzeitmotto: Denn was könnte diese Geschichte besser charakterisieren als "Eine Kapelle spielt sich frei"...

Mit dem Stück "Noch ist Polen nicht verloren" (16. November) bringt Jahnke den Stoff eines ihrer Lieblingsfilme auf die Bühne. "Sein oder Nichtsein" von Ernst Lubitsch, in dem Künstler im Nazi-Deutschland um ihr Leben spielen und damit ihre Wirklichkeit verändern. Eine Reverenz an die Klassik und an die Tatsache, dass das Stück Abiturstoff ist, ist "Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller – ein in der Tat großes Intrigenspiel.

Die nächsten Stücke des Spielplans – "Gott ist ein DJ" von Falk Richter (12. Januar 2014), "Perplex" von Marius von Mayenburg (1. Februar 2014) und "Spieltrieb" von Bernhard Studlar nach dem Buch von Juli Zeh (14. März 2014) – kommen aus den Schreibstuben zeitgenössischer Autoren. Ebenso wie "faust hat hunger und verschluckt sich an einer grete" von Ewald Palmetshofer (25. April 2014). Das wird Bettina Jahnkes zweite Inszenierung und hat es nicht nur wegen seines Inhalts in Anlehnung an den "Faust"-Stoff auf den Spielplan geschafft, sondern auch, "weil uns noch etwas zum Spiel mit Sprache fehlte", sagt die Intendantin und ergänzt: "Aber wir wollten nicht wie alle anderen etwas von Jellinek oder Jandl zeigen."

Davor noch kommt zum zweiten Mal nach den "Schmutzigen Händen" ein Stück des von Jahnke hochgeschätzten Jean-Paul Sartre auf die RLT-Bühne (22. März 2014). "Aber ,Das Spiel ist aus' ist ein ganz leichter Sartre", sagt sie und erzähle von "einer Liebe unter Klassenschranken". Fast obligatorisch ist der Saisonabschluss mit einem Shakespeare-Stück. Ob es auch in den nächsten fünf Jahren dabei bleibt, lässt Jahnke lieber offen. Die neue Spielzeit aber, das steht fest, wird mit einem "Sturm" beendet (10. Mai 2014). Neben diesen zwölf Premieren wird es aber auch drei Wiederaufnahmen geben. "Auszeit!", "Hiob" und "Amadeus" verkaufen sich als Abstecher so gut, dass sie auch im Stammhaus auf dem Programm bleiben.

(NGZ)
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