Historischer Abend über den Truchsessischen Krieg Das Jahr 1586 prägte: Die Eroberung von Neuss

Neuss. Der "Historische Abend", der Heimatfreunde war dem Thema "1586 - Die Eroberung von Neuss und das spanische Feuer" gewidmet. Rund 270 Zuhörer wollten in der Stadtbibliothek den vier Vorträgen lauschen. Dr. Stefan Laux, Historiker der Universität Düsseldorf, ging der Frage nach "Keine Reformation in Neuss?". Dabei wies er darauf hin, dass die Reformation kein rein religiöses Geschehen war, sondern von den gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Strömungen der damaligen Zeit beeinflusst war.

Neuss. Der "Historische Abend", der Heimatfreunde war dem Thema "1586 - Die Eroberung von Neuss und das spanische Feuer" gewidmet. Rund 270 Zuhörer wollten in der Stadtbibliothek den vier Vorträgen lauschen. Dr. Stefan Laux, Historiker der Universität Düsseldorf, ging der Frage nach "Keine Reformation in Neuss?". Dabei wies er darauf hin, dass die Reformation kein rein religiöses Geschehen war, sondern von den gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Strömungen der damaligen Zeit beeinflusst war.

An Hand von plastischen Momentaufnahmen aus Quellen zwischen 1530 bis 1570 zeigte er das besondere Milieu im Rheinland auf. Die offene religiöse Situation und die hartnäckigen Kämpfe zwischen dem städtischen Establishment und den einfachen Bürgern verquickten sich, ohne dass es zu klaren konfessionelle Fronten und zu einer institutionellen Verankerung der Reformation kam. Dr. Helmut Gilliam, der Thematik und Referenten ausgewählt hatte, legte in einem klar gegliederten Vortrag Ursachen, Verlauf und Folgen des Kölner Krieges dar, der zur Einnahme von Neuss geführt hatte.

1582 unternahm der Kölner Erzbischof und Kurfürst Gebhard Truchseß von Waldburg einen Säkularisierungsversuch im Erzstift: Er heiratete die Gerresheimer Stiftsdame Agnes von Mansfeld und stellte den Bewohnern die Religionswahl frei. Wenn sein Vorhaben erfolgreich gewesen wäre, wäre auch das Herzogtum Jülich-Kleve-Berg protestantisch geworden. Damit hätte sich eine grundlegende Änderung im Deutschen Reich ergeben: Denn mit der Kurstimme von Köln hätten die Protestanten die Mehrheit im Kurfürstenkollegium gehabt und einen protestantischen nichthabsburgischen Kaiser wählen können. Daher die schnelle Reaktion der Katholiken. Erzbischof Gebhard wurde im März 1583 von Papst Gregor XIII. aller seiner Ämter enthoben und exkommuniziert.

Im Mai 1583 wurde Ernst von Bayern zum Erzbischof und Kurfürsten von Köln gewählt. Militärisch ging das Domkapitel mit Bayern gegen Gebhard vor. Nachdem Gebhard 1584 in die Niederlande geflohen war, schien der Kölner Krieg beendet. Doch am 9. Mai 1585 konnte Graf Adolf von Neuenahr, ein Anhänger des Tuchseß, überraschend die Stadt Neuss einnehmen. Für ein Jahr hielten die Truchsessischen Neuss besetzt und den Ausgang des Kölner Krieges wieder offen. Durch den päpstlichen Nuntius in Köln, Bonomi, wurde der spanische Statthalter in den Niederlanden gewonnen, ins Erzbistum Köln einzumarschieren und Neuss zu "entsetzen".

Am 26. Juli 1586 gelang es dem spanischen Söldnerheer nach nur eintägiger Beschießung, Neuss zu erobern. Mit dem dabei entstandenen Brand ging eine fast hundertjährige Neusser Blütezeit zu Ende, die nach dem erfolgreichen Widerstand gegen den Burgunderherzog Karl den Kühnen begonnen hatte. Auch in den nächsten Jahrhunderten konnte sich die Stadt Neuss nicht mehr erholen, bis sie im 19. Jahrhundert durch die Industrialisierung einen neuen Aufschwung nahm. Eva Maria Schnurr stellte "Publizistik und Öffentlichkeit im Kölner Krieg" vor. Die von ihr untersuchten 82 Schriftstücke zwischen 1582 und 1584 zeigten ein großes Interesse am Kölner Krieg und besonders an der Frage der Freistellung des Religionsbekenntnisses beim damaligen Publikum.

Die Medien hatten meist eine kleine Auflage von etwa 1000 Exemplaren und wurden mehrfach nachgedruckt, so dass die 82 Medien eine Auflage von etwa 30.000 Exemplaren hatten. Diese neue historische Fragestellung illustrierte sie an Hand von zwei "Neuen Zeitungen" über die Einnahme von Neuss. Dr. Max Tauch ging der Frage der "Neusser Kunstschätze im Kölner Krieg" nach. Stiftung von Kunstwerken war für die Menschen des 16. Jahrhunderts, die meist noch in den Denkkategorien des Mittelalters lebten, nicht nur eine Gelegenheit, ihren Reichtum unter Beweis zu stellen, sondern war für sie ein religiöses Bedürfnis. Glaubten sie doch, damit etwas für ihr Seelenheil zu tun. An Hand der Eintragungen "Totenbuch von St..Quirin" konnte er den großen Bestand an Kunstschätzen aufweisen, der damals im Stift St. Quirin bestand und im Kölner Krieg verloren gegangen ist.

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