Neuss Das Herz hängt an den Clubkonzerten

Neuss · Jeden ersten Sonntag im Monat heißt es im Okiedokie "Go Music". Rockbassist Martin Engelien kommt seit fast zehn Jahren mit immer anderen Musikern nach Neuss. Sie spielen ein richtiges Konzert mit eingeübten Songs, keine Session.

Rockmusiker Martin Engelien in Aktion. Der Bassist lädt die Musiker für "Go Music" ein und ist selbst auch immer dabei.

Rockmusiker Martin Engelien in Aktion. Der Bassist lädt die Musiker für "Go Music" ein und ist selbst auch immer dabei.

Foto: Engelien

Eine kurzfristige Verabredung mit diesem Mann ist gar nicht so einfach. Martin Engelien ist gerade aus dem Urlaub in Sardinien zurück und schon wieder auf dem Weg in sein Studio in Düsseldorf, bevor es danach zu diversen Auftritten in die nähere Umgebung aufbricht. Eine dieser Veranstaltungsstätten wird das "Okiedokie" in Neuss sein, wo der umtriebige Vollblutbassist nun schon seit mehr als zehn Jahren regelmäßig mit seiner Musikreihe "Go Music" Station macht.

"Ich habe dort im Jahre 2003 mit der Dennis-Horms-Bluesband gespielt und Berry - dem Betreiber - von meiner Idee eines fixen, aber wiederkehrenden Konzerttermins erzählt", beschreibt Engelien die Anfänge der Reihe. Der Kneipenwirt sei spontan begeistert gewesen: "Und die zurückliegende Zeit mit weit über 100 Auftritten hat uns mehr als Recht gegeben." Seine Anfänge als Musiker hat der Gitarrist zudem noch im altehrwürdigen Okie-Dokie an der Düsseldorfer Stadtgrenze erlebt: "Die Affinität zum urigen Nachfolger im Neusser Hafen kommt bestimmt auch daher."

Engeliens erste Instrument war wie bei so vielen Kindern die Blockflöte. Dann kam die elektrische Heimorgel - aber erst die Akustikgitarre war es, die ihn mit 13 Jahren faszinierte und nicht mehr losließ. Mit 17 Jahren kam noch der Kontrabass hinzu, seit 1982 ist jedoch der E-Bass sein Hauptinstrument und seine große Leidenschaft.

Engelien ging in den folgenden Jahren mit zig Größen des Rockgeschäfts auf Tournee: mit Helge Schneider, Herwig Mitteregger, Toto Blanke, Jasper van't Hof, Joachim Kühn, Charlie Mariano, Jan Akkerman, Thijs van Leer - um nur einige zu nennen. 1983 zählte er zu den Gründungsmitgliedern der Klaus Lage Band, deren Song "1000 und 1 Nacht" 1984 mit ihm den nationalen Durchbruch brachte.

Heute ist der erste Sonntag im Monat für "Go Music" in Neuss reserviert. Alle Namen der bisher handelnden Personen - immerhin läuft die Reihe schon seit Mai 1996 - kann Martin Engelien beim besten Willen nicht mehr aufzählen. Aber sicher ist: Da kommt das "Who is Who" der Pop-, Blues-, Rock- und Jazzmusik zusammen, Engelien hat schon so manche Berühmtheit in die Szenekneipe gelockt. Als eine Art Session möchte er übrigens die Reihe ganz und gar nicht verstanden wissen. "Ich trommle zu jedem Gig neue Leute zusammen, mit denen ich dann einen Monat lang durch diverse Clubs ziehe. Wir erarbeiten vorab eine Setlist, und die wird dann individuell - jeder Musiker ist da für sich verantwortlich - eingeübt", betont er. Das Ergebnis sehe jeweils anders aus, "denn jeder von uns bringt natürlich ganz eigene Ideen, eigene Stilarten ein". Die Songs stünden zwar irgendwann fest, aber eigentlich profitiere der Abend von der belebenden Improvisation. "Und es ist ja dann auch immer noch eine Frage, wie wir miteinander harmonieren", ergänzt er.

Wir - das sind beim nächsten Auftritt im Okiedokie der Sänger Chuck Plaisence, gebürtig aus New Orleans, der sein persönliches künstlerisches Highlight als ehemaliges Mitglied der legendären "Bad"-Tour von Michael Jackson erlebte. Gitarrenvirtuose Dirk Edelhoff, Mitglied der Chris-Kramer-Band, wird dabei sein, und komplettiert wird die Sache von Schlagzeuger Dieter Steinmann. Dessen Dienste nimmt schon seit langer Zeit und vielen eingespielten Musikalben Klaus Lage in Anspruch.

Den Bass betreibt Martin Engelien wie immer höchstpersönlich; das Projekt ist sein sogenanntes Lieblings-Baby und wird von ihm nach wie vor hingebungsvoll betreut. Dass die Reihe auch zukünftig erfolgreich Geschichte schreiben wird, scheint ebenfalls festzustehen, Engeliens Kontakte in die deutsche und internationale Musikszene sind schier unerschöpflich, und der Spaß ist und bleibt - das macht er deutlich.

(NGZ)
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