Neuss Das Herz brennt für das Wohl der Kirche

Neuss · Hermann Schenck hat den Kirchenkreis über 13 Jahre als Superintendent geprägt, noch länger war er Pfarrer in Rosellerheide. Nun naht der Ruhestand. Ein Nachfolger ist gefunden, doch Schenck will "seine" Kirche weiter begleiten.

 Hermann Schenck (65, r.) und sein Nachfolger Dietrich Denker (49) in der Christuskirche. Schenck war 34 Jahre lang Pfarrer in Rosellerheide. Das Gemeindeleben liegt ihm auch weiterhin am Herzen.

Hermann Schenck (65, r.) und sein Nachfolger Dietrich Denker (49) in der Christuskirche. Schenck war 34 Jahre lang Pfarrer in Rosellerheide. Das Gemeindeleben liegt ihm auch weiterhin am Herzen.

Foto: Andreas Woitschützke

Wenn Superintendent Hermann Schenck einmal in Fahrt ist, dann meint man nicht, dass er bald in den Ruhestand geht. Leidenschaftlich erzählt er von den vielen Herausforderungen, der sich die Gemeinden stellen müssen, wirbt für den Glauben als Sinnstifter und die Kirche als Anker in einer sich immer schneller verändernden Welt. Dabei hat er als Superintendent des Kirchenkreises Gladbach-Neuss seinen Abschied bereits gefeiert. Im September folgt noch eine Feier in Rosellerheide , wo der 65-Jährige 34 Jahre als Pfarrer tätig war. Ab November ist Schenck dann in Rente.

"Ich will nicht in den Unruhestand gehen, aber ich habe mir bereits jetzt viel vorgenommen", erzählt Schenck, der in Norf dazu beitrug, dass das dortige Gemeindezentrum errichtet wurde. Den Abschied erleichtert ihm die Tatsache, dass mit Dietrich Denker bereits ein Nachfolger gefunden wurde. Der 49-jährige Pfarrer aus Rheydt hat sich in den vergangenen Jahren bereits im Kreissynodalvorstand engagiert. "Ich weiß also, worauf ich mich einlasse", sagt der Mönchengladbacher schmunzelnd.

Worauf es in den kommenden Jahren ankommt, darüber sind sich die beiden Pfarrer einig: "Die Kirche muss sich den Gläubigen mehr zuwenden", sagt Schenck. Denn die Prognosen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sind nicht gerade positiv: Durch den demografischen Wandel wird die Zahl der Gemeindemitglieder bis 2030 stark sinken.

Das hat nicht nur Auswirkungen auf das Gemeindeleben, es beeinträchtigt auch die Finanzmittel der Kirche. "Darauf müssen wir uns einstellen", sagt Schenck. Unter seiner Ägide hat ein entsprechender Sparprozess begonnen, bei dem der Kirchenkreis bislang eine Million Euro eingespart hat. Das berge jedoch die Gefahr, dass sich die Kirche zu sehr mit sich selbst beschäftige. "Dabei müssen wir uns umso mehr bemühen, uns inhaltlich gut aufzustellen", sagt Schenck.

Der Kirchenkreis tut das mit einer in diesem Jahr neu gegründeten Akademie, die Veranstaltungen organisiert, bei der auch einmal kritische Töne zu Wort kommen. "Wir wollen hart am Puls der Zeit sein, ohne dabei dem Zeitgeist zu verfallen", erklärt Schenck, den direkt wieder die Leidenschaft für "seine" Kirche packt: "Dafür brennt einfach meint Herz", sagt der 65-Jährige. Deswegen will er auch im Ruhestand in den Gemeinden dort mithelfen, wo er gebraucht wird, freut sich aber auch darauf, seine "Taktung" im Leben wieder etwas zu verringern. "Ich will auch einfach einmal nichts tun", sagt er.

Lange wird er das aber wohl nicht durchhalten. Nicht nur, weil er bald stundenweise am Norbert-Gymnasium Knechtsteden unterrichtet, sondern auch, weil er sich überlegt, seine alte Geige wieder aus dem Schrank zu holen. "Früher habe ich in einem Orchester gespielt", erzählt der Pfarrer. Auch für ein weiteres Hobby hat er künftig mehr Zeit: Er geht leidenschaftlich gerne über Flohmärkte. "Das kann ich nun entspannter angehen", sagt Schenck schmunzelnd.

(NGZ)
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