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Neuss Das große Warten auf den Wal

Neuss · Nina de la Parra hat Ulrich Hubs Stück "Ich, Moby Dick" nach Herman Melville am RLT inszeniert.

 Alina Wolff, Johanna Freyja Iacono-Sembritzki, Hergard Engert und Katharina Dalichau (v.l) vertreiben sich die Zeit auf der "Pequod".

Alina Wolff, Johanna Freyja Iacono-Sembritzki, Hergard Engert und Katharina Dalichau (v.l) vertreiben sich die Zeit auf der "Pequod".

Foto: Björn Hickmann

Für Menschen über 50 ist deren Vorstellung von "Moby Dick" durch einen Film geprägt. 1956 jagte Gregory Peck als fanatischer Kapitän Ahab über die Meere. Moby Dick, der weiße Wal, war sein Schicksal und brachte ihn zu Tode. Zehn Jahre später tauchte ein Belugawal im Rhein auf, dem man schnell den Namen seines berühmten Vorgängers aus dem Roman von Herman Melville gab. Die Rheinepisode verursachte enormen Wirbel, endete aber friedlich: der Wal schwamm wieder zurück ins Meer.

Im Studio des RLT hatte jetzt das Jugendstück "Ich, Moby Dick" Premiere. Ulrich Hubs Bearbeitung des Melville-Romans unterscheidet sich deutlich vom Original. Statt einer rein männlichen Seefahrertruppe und eines eher distanzierten Erzählers sind es vier Frauen, die uns an den Fährnissen des Walfängerschiffs "Pequod" teilnehmen lassen. Sie sind die Prinzessinnen des Meeres, und so treten sie auf: in weiße, Jugend und Unschuld symbolisierende Kleidung gehüllt.

Zwischen Metallgestellen und Glaswänden haben sie bereits zu Beginn des 80-Minuten-Spiels ihre Positionen eingenommen (Regie: Nina de la Parra). Gleichzeitig aber sind sie auch die Besatzung der "Pequod". Eine von ihnen leiht dem Kapitän ihre Stimme. Die Schauspielerin Hergard Engert verzerrt dabei ihre Miene zu einer derartigen Fratze, dass einem angst und bange wird. "Ich würde sogar die Sonne angreifen, wenn sie mir etwas zuleide täte", so bekundet Ahab seinen unbarmherzigen Fanatismus. Für die weiteren Seeleute stehen Katharina Dalchau (Starbuck), Johanna Freyja Iacono-Sembritzki (Flask und Pip), sowie Alina Wolff (Stubb und Queequeq). Bei der Nennung von "Starbuck" hörte man Lachen im Publikum, und tatsächlich geht der Name der Kaffeehauskette auf den Steuermann in Melvilles Roman zurück.

Was erzählen die Prinzessinnen des Meeres? Mehr und Interessanteres als der Hollywoodfilm. "Alle Menschen treibt es ans Wasser, das Festland verbrennt ihnen die Füße", heißt es gleich zu Beginn. Biblisch geht es weiter mit der Arche Noah und der Furcht vor einem neuen Strafgericht des Himmels, bei dem die Meere die Erde überfluten.

Damit nähert sich Hub dem quasi religiösen Mythos an, mit dem Melville 1851 seine Geschichte vom unerlegbaren Riesentier verquickte. Sein Kapitän trägt den Namen eines bösen Königs in Israel, und ein Prophet namens Elijah warnt im Hafen vor dem "gottverfluchten" Ahab. Melville vergisst auch nicht den Propheten Jona, der von einem Riesenfisch verschluckt wurde.

In den klug aufgebauten Szenen, versetzt mit Musik und Tanz, entfaltet der nicht immer einfache Text seine Wirkung. Tragik und Komik bilden ein Wechselspiel. So vertreiben sich die Walfänger mit lockeren Sprüchen die endlose Zeit des Wartens auf den "Blas", das Auftauchen des Meeressäugers: "Ein Wal ist nichts weiteres als eine vergrößerte Maus", heißt es da, und auf die Prophezeiung "Moby Dick ist unsterblich" folgt ein zustimmendes: "Cool!".

Die Inszenierung wird angekündigt mit dem Hinweis "12+". Diese Altersangabe sollte man beherzigen, denn die teilweise jüngeren Zuschauer der Premiere schienen trotz liebevoller Einstimmung durch die Theaterpädagogin etwas überfordert.

(NGZ)
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