Serie Neuss Und Seine Stadtteile Das Ehepaar, das eine sagenumwobene Kultstätte hütet

Neuss · Neben dem alten Legionslager gibt es in Gnadental noch ein weiteres Überbleibsel der Römer: Eine Kultstätte zu Ehren der Muttergottheit Kybele. Marita und Heinz Heischkamp passen darauf auf.

 Heinz Heischkamp (70) lebt mit seiner Frau Marita (65) auf historischem Boden.

Heinz Heischkamp (70) lebt mit seiner Frau Marita (65) auf historischem Boden.

Foto: woi

Gnadental Die Eltern von Heinz Heischkamp hatten Glück. Als sie Mitte der 1950er Jahre ihr Haus in Gnadental bauten, sollten nebenan eigentlich noch zwei Häuser entstehen. Doch dann fanden die Archäologen des Rheinischen Landesmuseums Bonn dort die Überreste eines alten römischen Kellers.

Mit einem Pavillon wurde der historische Fund überdacht und eine kleine Grünfläche daneben errichtet. So kommt es, dass Heinz Heischkamp (70) heute mit seiner Frau Marita (65) in "wunderschöner Lage" lebt. "Wir wohnen auf historischem Boden", sagt Marita Heischkamp.

Die Eheleute revanchieren sich für ihr Glück. Täglich zwischen 10 und 18 Uhr können Interessierte den Pavillon "Fossa Sanguinis" besuchen. Den Schlüssel dafür können sie sich bei Heischkamps ausleihen. Die bitten allerdings um telefonische Voranmeldung. "Wir lernen dadurch auch viele nette Besucher kennen", sagt Heinz Heischkamp. Offiziell gehört der Keller aber weiter zur archäologischen Abteilung des Clemens-Sels-Museum.

Dort sind sich die Experten nicht ganz sicher, wozu der Keller früher gedient haben könnte. Inzwischen gibt es Zweifel an der ursprünglichen Annahme, es handele sich um eine Kultstätte zu Ehren der römischen Göttin Kybele. Allerdings auch keine bessere Erklärung.

Sollte es sich dabei tatsächlich um eine Kybele-Kultstätte gehandelt haben, dann sind blutige Rituale in diesem Keller abgehalten worden: Über der mit Brettern abgedeckten Grube schlachtete der Priester einen Stier, dessen Blut dann auf die Täuflinge herabtropfte. Dies sollte Wiedergeburt und ewiges Leben bescheren. Und solange diese Variante nicht widerlegt ist, werden Heinz und Marita Heischkamp ihren Besuchern diese Geschichte weiter erzählen. Die archäologischen Zweifel verschweigen sie dabei selbstverständlich nicht.

(NGZ)
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