Neuss Das Duo, das den Karneval veränderte

Neuss · Jakob Beyen und Reiner Franzen wollen nach zehn Jahren ihre Ämter im KA-Präsidium aufgeben. Doch es sieht nach Verlängerung aus.

Neuss: Das Duo, das den Karneval veränderte
Foto: Andreas Gruhn

Ungeeignet, zu alt oder zu selbstverliebt: An den Kandidaten, die sich für ein Amt an der Spitze des Karnevalsausschusses (KA) berufen fühlen, lässt Jakob Beyen kaum ein gutes Haar. Die Frage, wie das Präsidium dieses Dachverbandes der Neusser Karnevalsgesellschaften zusammengesetzt sein soll, wird sich deshalb wohl nicht bis zum 27. Juni klären. An diesem Tag wollte KA-Präsident Beyen mit seinem Vize Reiner Franzen nach zehn Amtsjahren die Verantwortung abgegeben. Eigentlich. Nun sieht es so aus, als müssten sie geschäftsführend im Amt bleiben. "In der Mitgliederversammlung wird vielleicht jemand antreten", sagt er mit Blick auf die Delegiertentagung. "Ob der auch gewählt wird, ist fraglich."

Jakob Beyen und Reiner Franzen standen zehn Jahre an der Spitze dieses Dachverbandes und konnten auf ein bewährtes Team bauen, das sich zum Teil mit ihnen verabschieden will. Geschäftsführer Carsten Dorweiler geht, Schatzmeister Jörg Wessel auch. Nur Marc Siebert (Schriftführer) will weitermachen. Veränderungen auch in Beirat und Vorstand. Jürgen Müller, der stellvertretende Hallenmeister, geht ebenso wie Guido Raudenkolb, der gut 30 Jahre Justiziar des KA war. Einen Nachfolger für ihn konnte Beyen beim Kappeszug gewinnen, einen Präsidenten fand er nicht.

Franzen und Beyen haben ihren Rückzug schon vor mehr als einem Jahr angekündigt. Sie sahen und sehen die inzwischen 21 Mitgliedsgesellschaften aufgerufen, sich an der Nachfolgeregelung zu beteiligen. Bislang ohne messbares Ergebnis. Aber beide wurden auch von niemandem angesprochen, der sich nach Art und Umfang der zu leistenden Arbeit erkundigt hätte. Und genau das ist der Punkt. "Der Neusser Karneval braucht keinen, der nur glänzen will", sagt Beyen.

Der 66-Jährige kam vor zehn Jahren aus den Reihen der "Blauen Funken" an die Spitze des KA. Ihm zur Seite: Reiner Franzen (58), inzwischen Ehrenpräsident der KG "Blau Rot Gold" und Mitbegründer der Büttgener Gesellschaft "5 Aape". Beide wollten der vierte Präsident seit Gründung des KA werden - und wurden Freunde. Die Aufgabenverteilung: Beyen schreibt die Abläufe, Franzen moderiert. Beyen pflegt Kontakte und Sponsoren, Franzen die Seele des Karnevals und die Gesellschaften. Dieses Tandem war und ist ein Glücksfall für den Karneval - was die Suche nach Nachfolgern nicht einfacher macht.

Bis zum (geplanten) letzten Arbeitstag am 27. Juni werden beide die kommende Session zu 95 Prozent vorbereitet haben. Ein Prinzenpaar steht zur Verfügung, und Bewerber für die beiden Folgejahre gibt es auch. Die geräuschlose Regelung dieser wichtigen Personalie markiert eine Stärke des KA-Präsidiums. Nie mehr (seitdem) starteten die Jecken ohne Prinzenpaar in eine Session, nie wurde ein Anwärter in einer Kampfabstimmung verheizt.

Doch Beyen und Franzen legten auch in anderer Hinsicht die Latte hoch. Die Kasse stimmt, auch wenn heute der City-Karneval mit dem Rathaussturm genauso viel Geld verschlingt, wie früher der ganze Kappessonntag, sagt Franzen. Anteil daran haben auch die gestiegenen Sicherheitsauflagen. Beyen: "Maßnahmen zur Terrorabwehr mussten wir teuer einkaufen."

Gemeinsam hat das Präsidium den Neusser Karneval verändert. Inklusion wurde ebenso zum Thema gemacht wie die Förderung des fairen Handels. Ein Archiv wurde aufgebaut aber eben auch eine Jugendabteilung (JuKa). All das wirkt anziehend. Ein neuer "Novesenclub" hat Antrag auf Aufnahme unter das Dach des KA gestellt, der darüber auch mit der KKF Kleinenbroich und "Kaasch op jöck" verhandelt.

(-nau)
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