Konzert in Neuss Aufregendes Streichquartett im Zeughaus

Neuss · Das Aris-Quartett und Pianist Fabian Müller wurden für ihre mitreißenden Interpretationen vom Publikum gefeiert.

 Das Aris-Quartett wurde gerade zum „Rising Star“ erklärt und hat jetzt im Zeughaus gastiert.

Das Aris-Quartett wurde gerade zum „Rising Star“ erklärt und hat jetzt im Zeughaus gastiert.

Foto: Simona Bednarek

Der Kammermusik-Professor Hubert Buchberger wagte im Jahre 2009 ein Experiment. Vier Jungstudierende der Frankfurter Musikhochschule im Alter zwischen 15 und 18 Jahren fügte er zu einem Streichquartett zusammen, dem er der Einfachheit halber die Endbuchstaben der Vornamen als Ensemblenamen gab. Anna Katharina Wildermuth und Noémi Zipperling (Violinen), Caspar Vinzens (Viola) und Lukas Sieber (Violoncello) wurden so zum „Aris Quartett“, das in weniger als drei Jahren eine glanzvolle internationale Karriere hinlegte.

Seit Oktober 2018 sind die Musiker „New Generation Artists“ der BBC London, die European Concert Hall Organisation hat das Quartett gerade erst zu den „Rising Stars“ für die Konzertsaison 2020/21 gewählt. „Eines der aufsehenerregendsten Ensembles der jungen Generation“ (Arte) spielte nun im Neusser Zeughaus. Und weil das „Klavierquintett in Es-Dur“ von Robert Schumann auf dem Programm stand, hatten sie gleich Fabian Müller (29) mitgebracht. Der Bonner Pianist gehört ebenfalls seit zehn Jahren zu den viel beachteten Aufsteigern.

In dem Werk von Robert Schumann, das 1842 quasi die Gattung „Klavierquintett“ begründete, mit dem zwischen festlichen Aufschwüngen und zurückgenommenen Passagen wechselnden ersten Satz, im zweiten einen Trauermarsch, von dem Tschaikowski sagte, „Hier spielt sich eine Tragödie ab!“, bis zum mit einer Doppelfuge triumphal abgeschlossenen Finale schien der Pianist fast unterfordert zu sein. Man möchte ihn im Zeughaus gern einmal mit einem Klavier-Recital erleben.

Das Aris-Quartett glänzte zuvor mit zwei Streichquartetten. Es begann mit dem frühreifen Geniestreich des 18-jährigen Felix Mendelssohn, der in seinem „Streichquartett a-Moll“ nicht nur ein eigenes Lied zitiert, sondern wenige Monate nach Beethovens Tod 1827 auch etliche versteckte Bezüge auf den verehrten großen Meister unterbringt. Von höchster Spannung war das Mendelssohn gegenüber gestellte „Streichquartett Nr. 1“ von Leos Janácek. Der tschechische Komponist schrieb sein erstes Streichquartett mit 69 Jahren unter dem Eindruck der Erzählung „Kreutzersonate“ von Lew Tolstoi, weil in dem Ehedrama Beethovens 1803 geschriebene Sonate für Violine und Klavier eine Schlüsselrolle spielt.

In einer mitreißenden Interpretation zelebrierten die jungen Musiker Janáceks reine Programmmusik, „die alle Stadien der Emotionen von der rastlosen Suche über den Schmerzensschrei bis zur tödlichen Verzweiflung im Finale durchläuft“, wie der Schriftsteller und Komponist Max Brod zutreffend beschreibt. Daraufhin wurde das junge Quartett vom Publikum gefeiert.

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