Neuss Dank RLT ein Paar fürs Leben und im Spiel

Neuss · Das Schauspeiler-Ehepaar Ute Stein uns Volker Conradt hat sich vor mehr als 40 Jahren auf der RLT-Bühne kennengelernt.

 Ute Stein und Volker Conradt leben heute in Düsseldorf, waren Anfang der 1970er Jahre am neusser RLT engagiert.

Ute Stein und Volker Conradt leben heute in Düsseldorf, waren Anfang der 1970er Jahre am neusser RLT engagiert.

Foto: Andreas Bretz

Das Düsseldorfer Schauspieler-Ehepaar Ute Stein und Volker Conradt macht dieser Tage wieder von sich reden. Seit 16 Jahren gestalten sie das beliebte "Sommertheater" im Steigenberger Parkhotel in der Landeshauptstadt. Sie und ihr Mann, der dabei Regie führt, sind ein perfekt aufeinander eingespieltes Team. "Nach 38 Jahren Ehe und zahlreichen gemeinsamen Auftritten ist das doch kein Wunder", meint sie und lacht. "Allerdings fliegen auch manchmal die Fetzen, wenn wir uns gegenseitig kritisieren oder uns bei einer Szene nicht einig sind."

 In der Inszenierung des Stücks "Katze im Sack" von Georges Feydeau haben Ute Stein Volker Conradt 1972 gemeinsam auf der Bühne des RLT gestanden.

In der Inszenierung des Stücks "Katze im Sack" von Georges Feydeau haben Ute Stein Volker Conradt 1972 gemeinsam auf der Bühne des RLT gestanden.

Foto: RLT

Aber nie konnten die Kabbeleien ihre Liebe erschüttern. Begonnen hat sie 1971 am Rheinischen Landestheater, wo Volker Conradt seit 1968 zum Ensemble gehörte. In Braunschweig war er noch Anfänger, hier vertraute man ihm sofort die größten Rollen an. "Echte Klöpse", wie er sagt, darunter "Hamlet" oder Achilles in "Troilus und Cressida". Ute Stein wurde zwei Spielzeiten später engagiert und gab mit "Heiraten ist immer ein Risiko" an Conradts Seite ihren Einstand. "Man hatte mir diesen Mann dermaßen angepriesen, dass ich sofort gegen ihn war", erzählt sie. "Das geht mir bei Büchern und Filmen bis heute so. Allerdings merkte ich schnell, wie toll er als Schauspieler war. Einfach eine Klasse besser als wir anderen."

Der Blitz schlug dann ziemlich flott ein. Zunächst wurde die Liebe nur im Geheimen ausgelebt. Ute Stein war noch verheiratet, und auch die Kollegen sollten nichts von der Beziehung wissen. Da passte es ausgezeichnet, dass sie sich auf der Bühne innigst küssen durften. "Unsere Liebeszenen dauerten bei den Proben jedes Mal länger", berichtet Volker Conradt. "Das verwunderte unseren Regisseur Dieter Löbach ungemein. Er hatte keine Ahnung, wir siezten uns ja noch, obwohl wir längst ein Verhältnis hatten."

Irgendwann wussten es alle, dass sie ein Paar waren – der groß gewachsene ernsthafte Theaterstar und die quirlige Ute Stein, die in vielen Rollen kurze Röcke trug und tiefe Einblicke in ihr Dekolleté gewährte. "Ich war prädestiniert für leichtlebige Damen mit Herz" sagt sie. Trauzeuge bei ihrer Hochzeit 1975 war der damalige Intendant des Landestheaters, Hermann Wetzke. Beide denken mit Zuneigung an ihn zurück: "Er schätzte und mochte uns und hat sein Haus persönlich und umsichtig geführt." Beim Blättern in alten Fotoalben sind die zwei fruchtbaren Jahre in Neuss plötzlich wieder ganz lebendig. "Es gab damals wunderbare Gäste, von denen wir viel lernen konnten", erinnern sie sich und zählen bedeutende Namen auf: Joseph Offenbach, Günther Lamprecht, Wolfgang Völz, Heinz Drache. Volker Conradt spielte mit Hilde Hildebrandt "Der Besuch der alten Dame", Ute Stein mit Elfriede Kuszmany "Endstation Sehnsucht".

Nach Neuss wechselten sie für fünf Jahre nach Aachen und verbrachten die nächsten 13 Jahre in Kiel, er fest im Stadttheater-Ensemble, sie an verschiedenen Häusern im Norden. Vor zwei Jahrzehnten ließen sie sich in Utes Heimatstadt Düsseldorf nieder, arbeiten seitdem beide als freie Schauspieler.

So oft wie einst gelingt ihnen das gemeinsame Auftreten heute nicht mehr. Außer im "Sommertheater" hatten sie dieses Glück zuletzt in "Blütenträume" im "Theater an der Kö", das Stück wandert Anfang 2014 ins Kölner "Theater am Dom". Wie wäre es denn mit einer Rückkehr nach Neuss, zu den Wurzeln? "Das würden uns mit größter Freude erfüllen", versichern sie einmütig.

Am kommenden Wochenende wird noch einmal ihr aktuelles Sommertheater-Stück "Bolero mit Erdbeeren" gezeigt. Das Ritual ist stets dasselbe: Nach dem Apéritif vergnügen sich die Zuschauer bei dem Einakter in einer noblen Suite – und genießen danach ein Drei-Gang-Menü mit den fünf Darstellern. Die kurzen Stücke schrieb fast immer Ute Stein.

(NGZ)
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