Erster Corona-Fall in Neuss Familienvater ist in häuslicher Quarantäne

Neuss · Ein 49-jähriger Mann aus Neuss-Norf ist mit dem Coronavirus infiziert. Das wurde am Dienstagabend bekannt. Der Familienvater hat nur leichte Erkältungssymptome und bleibt in häuslicher Quarantäne.

 Eine Krankenschwester in Essen betrachtet zwei Abstrichröhrchen.

Eine Krankenschwester in Essen betrachtet zwei Abstrichröhrchen.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Der 49-jährige Familienvater aus Norf, der seit Dienstagabend als erster bestätigter Corona-Patient in Neuss gilt, wurde doch nicht stationär in ein Krankenhaus aufgenommen.

Das betont Christian Herrmanny, Sprecher der Augustinus-Gruppe, zu der auch das Johanna-Etienne-Krankenhaus gehört. Der Mann habe sich „nur für die Dauer eines zu Untersuchungszwecken nötigen Abstrichs“ im Krankenhaus aufgehalten, sagt Hermanny. Die Untersuchung sei in einem Isolierzimmer und unter allen erdenklichen Sicherheitsstandards in Bezug auch auf Mitarbeiter und andere Patienten erfolgt. Anschließend sei der Mann in die häusliche Quarantäne entlassen worden. Grund: „Der Mann hat nichts“ – außer eben dem Virus und leichten Erkältungssymptomen.

Für die Kita am Lessingplatz und die Norfer St.-Andreas-Grundschule und deren OGS hat der bestätigte Corona-Fall weitreichende Folgen. Beide Einrichtungen, die bis Dienstag von je einem Kind der betroffenen Familie besucht wurden, sind am Mittwoch auf Empfehlung des Kreisgesundheitsamtes bis zum 17. März geschlossen worden. Den betroffenen Kindern, Lehrern und Erziehern sowie weiteren Kontaktpersonen der Familie wurde nur eine Kontaktreduktion empfohlen, sie selbst nicht unter Quarantäne gestellt. Das sei gerechtfertigt, sagt Kreis-Pressesprecher Benjamin Josephs, weil die genannten Personen in Kita und Grundschule keinen direkten Kontakt zu dem infizierten Familienvater hatten. „Wir haben ein Betretungsverbot ausgesprochen, ergänzt Ulla Dahmen, Sprecherin des Rheinland-Klinikum Neuss, in deren Trägerschaft die Kita am Lessingplatz ist.

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Trotzdem schafft die neue Lage für die betroffenen Familien ein echtes Betreuungsproblem. Man wisse beim Kreis um dieses Problem, sagt Josephs, der Gesundheitsschutz gehe aber vor. Ein Aufteilen der Kinder aus Kita und Grundschule auf andere Einrichtungen verbiete sich aus diesem Grund.

Der erkrankte Familienvater wie auch seine Familie stehen bis zum 17. März unter häuslicher Quarantäne. Der Mann hatte an seinem Arbeitsplatz in Köln Kontakt mit einem Kollegen aus Heinsberg, der mit dem Virus infiziert war, und sich dort angesteckt. Es seien aber keine weiteren Fälle im Rhein-Kreis bekannt geworden, die mit dem Kölner Unternehmen in Zusammenhang gebracht werden können, betont Josephs. Ehefrau und Kinder des Patienten seien nicht auf das Grippevirus getestet worden, sagt Josephs. Weil sie keinerlei Krankheitssymptome aufwiesen, wäre der Test gar nicht aussagekräftig, sagt er. „Er schlägt dann nicht an.“

Der Norfer Familienvater hatte sich am Dienstag mit den Behörden in Verbindung gesetzt und war nach einer echten Odyssee am Etienne-Krankenhaus gelandet, wo man ihn nicht abwies. Während dort die Untersuchung eingeleitet wurde, erging parallel eine Benachrichtigung an das Kreisgesundheitsamt, sagt Herrmanny.

Aktuell sind nach Angaben der Kreisverwaltung 34 Personen unter Quarantäne, weil sie Kontakt zu einem mit dem Virus infizierten Patienten hatten. Hiervon leben zehn Personen in Neuss, neun in Grevenbroich, sieben in Kaarst, sechs in Meerbusch und je einer in Jüchen und Korschenbroich. „Es besteht für die Menschen im Rhein-Kreis Neuss weiter kein Grund zur Angst. Für gesunde Menschen ist eine Infektion in der Regel nicht gefährlich und hat einen ähnlichen Verlauf wie eine Grippe“, sagt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. „Das gut strukturierte und ruhige Handeln aller Beteiligten hat gezeigt, dass wir gut vorbereitet sind“, so der Landrat.

Petrauschke rät aber zur Vorsicht: „Der wirksamste Schutz ist weiter eine gute Handhygiene, also häufiges und gründliches Händewaschen.“ Die Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus steige in der Regel erst bei einem mindestens 15-minütigen Kontakt mit einem Abstand von weniger als zwei Metern an, ergänzt Marc Zellerhoff, der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes im Rhein-Kreis Neuss.  Menschen, die unter Quarantäne gestellt werden und um die sich niemand kümmern kann, würden von den  Ordnungsbehörden versorgt.

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