Corona-Krise Neusser Tafel verteidigt sich für Schließung

Neuss · Stadt und Caritas stellen am Derendorfweg Hilfsangebote für Wohnungslose sicher. Die Neusser Tafel ist geschlossen und bleibt das auch – trotz aller Anfeindungen und Vorwürfe, die der Vorstand um Rebecca Schuh derzeit aushalten muss.

 Der Tafelladen Düsseldorfer Straße bleibt aus Sorge um die Gesundheit der zum großen Teil älteren Ehrenamtler bis zum 19. April zu.

Der Tafelladen Düsseldorfer Straße bleibt aus Sorge um die Gesundheit der zum großen Teil älteren Ehrenamtler bis zum 19. April zu.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Wenn andernorts wie in Grevenbroich die Einrichtungen der Tafel geöffnet bleiben, sei das aus ihrer Sicht gerade auch mit Blick auf die ehrenamtlichen Helfer und deren Gesundheit unverantwortlich, sagt Schuh. „Wir haben das System lange genug entlastet“, sagt die Vorsitzende, die noch einmal betont, dass den besonders Bedürftigen Leistungen nach dem Sozialhilfegesetz zustehen und die Tafel nur eine Erstversorgung leisten kann. „Jetzt muss es auch mal ohne uns gehen“, sagt sie.

Das tut es auch. Zumindest für die Gruppe der Wohnungslosen haben die Sozialverwaltung der Stadt und die Caritas ein Versorgungsnetz geknüpft, das auch den Ausfall der Kontakt- und Beratungsstelle „Café Ausblick“ an der Breite Straße kompensieren soll. Die wurde auf Weisung des Landes geschlossen, um die Obdachlosen vor Ansteckung zu schützen.

In der Notschlafstelle für bis zu wohnungslose 50 Männer am Derendorfweg, so stellt Sozialdezernent Ralf Hörsken klar, „kann die Stadt sogar für den Notfall Quarantäneräume zur Verfügung stellen.“

Die Einrichtung, in der sich Obdachlose bislang zwischen 7.30 und 17 Uhr nicht aufhalten durften, ist seit Montag rund um die Uhr und an allen Wochentagen geöffnet. Die soziale Betreuung werde den besonderen Umständen angepasst, die Caritas als Träger des „Café Ausblick“ stellt dazu Personal ab. Die Verpflegung der Obdachlosen sei grundsätzlich durch die laufenden Unterstützungszahlungen des Jobcenters und des Sozialamtes in Höhe von derzeit 432 Euro monatlich sichergestellt, berichtet Tobias Spange von der städtischen Pressestelle. Die davon gekauften Lebensmittel könnten in den beiden Küchen der Unterkunft am Derendorfweg zubereitet werden. Zudem liefere die Caritas dienstags, donnerstags und freitags eine warme Mahlzeit – und die Suppenküche der Augustinus-Gruppe sei auch noch offen.

Unterstützt werden die Wohnungslosen auch von der Initiative „Neuss packt an“, die, so Constanze Stroeks, vom Ordnungsamt als Hilfsorganisation anerkannt ist. Ihre Helfer bringen haltbare Konserven und Lebensmittel zum Derendorfweg. Das Problem der der Initiative sei, dass sie verteilen möchte, was gerade besonders gekauft wird. Am Samstag will die Gruppe deshalb an Supermärkten um Spenden bitten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort