Hochbetrieb auf der Deponie in Neuss Volle Container und lange Wartezeiten

Grefrath · Die vermehrte Zeit zuhause nutzen viele Bürger für einen intensiven Frühjahrsputz. Vor Deponien sorgt das für starken Andrang, Kleidercontainer sind überfüllt, und der Sperrmüll türmt sich.

 Jeden Samstag das gleiche Bild: Vor der Anlieferstation der Deponie Grefrath bilden sich lange Autoschlangen., die bis auf den Grefrather Weg zurückreichen. Grund: Neuss entrümpelt in Zeiten von Corona.

Jeden Samstag das gleiche Bild: Vor der Anlieferstation der Deponie Grefrath bilden sich lange Autoschlangen., die bis auf den Grefrather Weg zurückreichen. Grund: Neuss entrümpelt in Zeiten von Corona.

Foto: Andreas Woitschützke

Es sind die kaputten Gegenstände, die schon ewig in der Abstellkammer stehen oder die ausgedienten Kleidungsstücke, denen es jetzt an den Kragen geht. Nach der Arbeit im Home-Office und dem Erledigen der Hausarbeit nutzen viele die Zeit, die sie zu Hause verbringen müssen, mit dem Aussortieren der Kleidung und dem Entrümpeln des Kellers. Doch weil der Aufräumeifer der Menschen steigt, kommen die, die das Aussortiere entsorgen sollen, zurzeit an ihre Grenzen.

Wer seine Abfälle zurzeit zur Deponie in Grefrath bringen will, dem kann es passieren, dass vor ihm bereits eine lange Autoschlange wartet. Oder aber, dass das Tor verschlossen ist. „Die Öffnungszeiten wurden reduziert, weil es an Personal fehlt“, sagt Norbert Clever, Amtsleiter des Kreisumweltamts. Ein Grund dafür seien aktuell hohe Ausfallzahlen. Zwar gäbe es noch keinen Corona-Fall in der Belegschaft, „aber die vorsorgliche längere Krankschreibung bei Erkältungssymptomen und der Schutz besonders gefährdeter Mitarbeiter reduzieren die vorhandenen personellen Möglichkeiten.“ Zudem seien die Schichtpläne so geändert worden, dass Begegnungen bei Schichtwechsel und Einsätze in verschiedenen Abteilungen vermieden werden, sagt er.

„Die aktuellen Staus entstehen nicht nur durch die Reduktion der Öffnungszeiten, sondern auch und vor allem durch einen starken Anstieg der Anlieferzahlen“, sagt Clever. „Und weil nur noch eine begrenzte Zahl von Fahrzeugen auf den Platz gelassen wird, um die notwendigen Abstände von 1,5 bis zwei Meter einzuhalten“.

Auch die Abfall- und Wertstofflogistik Neuss (AWL) beobachtet einen Anstieg der Entrümpelungen. Die Spermüllberge bestünden oft „nicht nur aus Abfällen sondern aus Kleinteilen, die durchaus in die Restmülltonne gegeben werden können“, sagt Oliver Negele, Betriebsleiter der AWL. „Leider stellen wir auch fest, dass irrtümlich Altelektrogeräte zum Sperrmüll gestellt werden, die wir nicht mitnehmen können. Hierfür ist eine gesonderte Abholung als Elektronikschrott erforderlich“, ergänzt er. Die Mitarbeiter berichteten von einer gestiegenen Arbeitslast, bedingt durch die größeren Abfallmengen. Brennpunkte von Kleidercontainer werden häufiger angefahren. Altkleider dürfen nicht neben volle Container gestellt werden. „Es besteht die Gefahr, dass die beigestellten Altkleidersäcke durch Passanten oder Tiere aufgerissen werden und der Inhalt im Umfeld verteilt wird“, weiß der Betriebsleiter. Zudem können nasse Kleidungsstücke nicht verwertet werden.

Auch die Kleidercontainer der Malteser sind prall gefüllt. Achim Schmitz, stellvertretender Diözesangeschäftsführer der Kölner Malteser, sagt: „Unsere dringende Bitte: Stellen sie keine Säcke daneben, sondern kommen Sie in ein paar Wochen noch mal wieder.“ Zwar werden die Container regelmäßig und auf Anforderung geleert, jedoch sei der Verkauf der Ware durch die derzeitigen Störungen in Second-Hand-Läden, Kleiderkammern und im internationalen Handelsverkehr fast zum Erliegen gekommen.

Die Deponie in Grefrath reagiert auf die gestiegene Zahl der Anlieferer: In Spitzenzeiten wird die Zufahrt zur Station zur Einbahnstraße gemacht, so dass sich die Fahrzeuge doppelspurig stauen können und der Stau nicht oder weniger lang bis in den öffentlichen Verkehrsraum zurück reicht. Urban Wahlen, Leiter der Abteilung Abfallwirtschaft beim Rhein-Kreis Neuss, appeliert an die Anlieferer: „Beschränken Sie sich in der Corona-Zeit auf dringende Aufräumaktionen, lagern Sie unproblematische Abfälle zwischen, besuchen Sie die Kleinanlieferstellen möglichst nicht an den Tagen um das Wochenende, also nicht freitags, samstags, montags. Warten Sie zur Anlieferung schlechtes Wetter ab, dann sind die Stationen deutlich leerer.“

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