Schulen in Neuss Elternrat kritisiert Stadt für Haltung zu Lüftungsanlagen

Neuss · Der Stadtelternrat erneuert seine Forderung nach dem flächendeckenden Einsatz von Lüftungsanlagen und Luftfiltern in den Schulen.

 Der Vorstand des Stadtelternrats (v.l.): Stefan Gollnik, Dirk Jansen und Cecile Höhler.

Der Vorstand des Stadtelternrats (v.l.): Stefan Gollnik, Dirk Jansen und Cecile Höhler.

Foto: Andreas Woitschützke

Dirk Jansen, Vorsitzender des Gremiums, ist überzeugt: „Wir werden daran nicht vorbeikommen.“ Für Unmut beim Stadtelternrat, der sich aus Vertretern der Schulpflegschaften aller städtischen Neusser Schulen zusammensetzt, sorgt zudem ein Schreiben aus dem Rathaus. Darin erklärt die Verwaltung, weshalb das Gebäudemanagement (GMN) Lüftungsanlagen nach dem sogenannten Mainzer Modell kritisch sieht. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz hatten eine Lüftungsanlage für Innenräume vorgestellt, die zum Beispiel in Klassenzimmern eingesetzt und mit Material aus dem Baumarkt selbst erbaut werden könne. Allerdings gibt es an dem Modell mit Blick auf die Effizienz auch Kritik aus Wissenschaftskreisen.

Das GMN teilt diese Sichtweise offenbar. Das geht aus dem Schreiben hervor, das unserer Redaktion vorliegt und Stellung zur Lüftungssituation an den städtischen Schulen in Neuss bezieht. Die Abluftanlage nach dem Mainzer Modell, die Luft über Trichter, die über den Schülerpulten an der Zimmerdecke angebracht werden, absaugen soll, habe demnach nur geringen Einfluss auf die Luftströmung im Raum. Zudem würden Aerosole nicht umfassend entfernt. Und aufgrund der im Mainzer Modell verwendeten geringen Größe des Ventilators müsse trotzdem regelmäßig gelüftet werden. Unterm Strich gilt daher laut GMN: Durch solche Lüftungsanlagen werde nicht mehr erreicht als durch regelmäßiges Lüften. Dazu würde jedoch – im Gegensatz zu den Anlagen – keine Antriebsenergie benötigt.

Das alles sorgt beim Stadtelternrat schon für Unmut. Und der steigert sich noch. Denn im Schreiben der Stadt erklärt das GMN, dass man zwar grundsätzlich vom Standardbetrieb von Lüftungsanlagen nach dem Mainzer Modell abrate, sie aber geeignet seien, um Schülern im Zuge einer Projektarbeit die Funktion einer Abluftanlage zu vermitteln. Dabei müsse auf stabile Befestigung geachtet werden, um Verletzungen durch herabfallende Bauteile zu vermeiden. „Das vermittelt die Botschaft: Wir sind unterm Strich gegen diese Anlagen, aber wenn ihr Lust habt, dann baut euch die Dinger selbst in den Schulen und passt gefälligst dabei auf“, sagt Jansen. Nach den Sommerferien plant er eine Delegiertenkonferenz des Stadtelternrats zum Thema.

(abu)
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