Neuss Comic-Zeichner für göttliche Komödien

Neuss · Der gebürtige Neusser lernte das Comic-Zeichnen im Kulturforum Alte Post. Heute arbeitet und lebt der freischaffende Illustrator und Animator in Berlin und hat es mit den Gott-Comics zu einer deutschen Szene-Größe geschafft.

 Gott in Aike Arndts Comics "Die Zeit und Gott" und "Das Nichts und Gott" ist pummelig und trägt Streifen. An manchen Stellen lässt der Künstler aus dem Rhein-Kreis auch seine niederrheinische Herkunft durchblicken.

Gott in Aike Arndts Comics "Die Zeit und Gott" und "Das Nichts und Gott" ist pummelig und trägt Streifen. An manchen Stellen lässt der Künstler aus dem Rhein-Kreis auch seine niederrheinische Herkunft durchblicken.

Foto: D. Lindenberg/ A. Arndt

In der Alten Post hat alles angefangen. Die Kurse des Neusser Künstlers Dieter Krüll in der Schule für Kunst und Theater sind für Aike Arndt, der 1980 in Neuss geboren wurde und in Grevenbroich aufwuchs, eine große Chance. Mit dem 2002 erschienenen Band "Denkmuskel" des Kurses bekommt er die erste Gelegenheit zur Publikation. Illustration bleibt auch sein Schwerpunkt, als er nach Münster geht, um Design zu studieren. 2007 macht er sein Diplom. Mittlerweile lebt er als freier Illustrator und Animator in Berlin.

Arndts Leidenschaft aber ist seit eh und je der Comic. Sein Debüt gelingt ihm mit den Episoden-Comics "Die Zeit und Gott" (2010) und "Das Nichts und Gott" (2015). Der Protagonist dieser Bände hat mit dem sakralen Konzept "Gott" aber so gar nichts gemein. Die witzigen Geschichten über ein neugieriges kleines Wesen im Bienenkorb-Körper seien zunächst sinnfrei und spielerisch entstanden: "Mit der Figur Gott lässt sich eben gut Humor generieren", erklärt Arndt. Angefangen habe er damit, als er nach dem Studium als Bilderbuchillustrator auf dem Arbeitsmarkt nicht Fuß fassen konnte. Umso mehr Erfolg haben aber die Gott-Geschichten, die Arndt beim Zwerchfell-Verlag in Hamburg publiziert.

Arndts Vorliebe für philosophische Themen, Legenden und Figuren aus der griechischen Mythologie zeigt sich auch in früheren Werken. Der Animationsfilm "Styx" erzählt in witziger Weise von der Überfahrt in die Unterwelt und wurde 2008 für den Deutschen Kurzfilmpreis nominiert. Die vielschichtigen Figuren des Mythos' mit dem Comic in die Moderne zu transportieren, ist, was Arndt fasziniert. Als Beispiel: In "Das Nichts und Gott" verknüpft Aike Arndt die Schöpfungsgeschichte mit einem Paketdienst und -boten. Bei so viel Originalität kann es nur wundern, dass der Künstler als Schüler am Gymnasium (in Grevenbroich) im Kunstunterricht die Note "befriedigend" bekam. Heute denkt Arndt, dass sein zeichnerisches Talent damals von dem Lehrer, der einen Hang zur Architektur gehabt habe, eher unterschätzt worden sei. Dabei hatte der Künstler schon als Sechsjähriger Lucky-Luke-Comics kopiert. Vorbilder werden ihm später auch Comicfiguren wie Asterix oder Werner. Doch auch Künstler wie Käthe Kollwitz und Albrecht Dürer beeinflussen ihn.

Neuss: Comic-Zeichner für göttliche Komödien
Foto: Aike Arndt

Seit sieben Jahren lebt der Comic-Zeichner in der Bundeshauptstadt. Dort bekommt er neue Anreize - und findet ein internationales Netzwerk. Von Comics allein aber lässt es sich nicht leben, sagt er. Arndt leitet Workshops und nimmt Aufträge als Eventzeichner - zum Beispiel bei Hochzeiten - an. Mit "Graphic Recording" setzt er zudem auf ein neues Berufsfeld: Gruppenprozesse, etwa bei Firmen-Meetings, begleitet er mit Live-Zeichnungen und macht sie so verständlich.

(NGZ)
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