Neuss Comedy-Truppe nimmt die Welt von Migranten aufs Korn

Neuss · Die Mitglieder der "Comedy-Connection" um den Neusser Benaissa Lamroubal spielen in der Alten Post in Neuss mit Vorurteilen.

 Benaissa Lamroubal moderrierte den Abend mit Kollegen der "Comedy Connection" in der Alten Post.

Benaissa Lamroubal moderrierte den Abend mit Kollegen der "Comedy Connection" in der Alten Post.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Benaissa Lamroubal bezeichnet sich als "Ur-Neusser aus Marokko". Der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Comedian kam jetzt mit Kollegen, der "Comedy Connection", in die Alte Post. Der Ansturm war enorm, alle Plätze waren besetzt. Überwiegend von jungen Zuhörern mit arabischen Wurzeln, andere Deutsche waren seltener zu sehen.

Schade, denn die "Comedy Connection" verrät, wie Ausländer ticken. Salim Samatou erkennt die Zusammensetzung der Zuschauer auf einen Blick. Er spricht einen rotblonden Deutschen an, fragt, ob er Asylantenbetreuer sei und wie er heiße. "Harald? Das ist sicher der exotischste Name hier heute Abend." Die Akteure spielen mit Vorurteilen. Der aus Palästina stammende Amjad sorgt für eine Schrecksekunde: "Den Rucksack trage ich, weil ich ins Paradies will."

Wenig später begeistert er das Publikum als Donald-Duck-Imitator. Nek Tairos aus Neuss liest seine Texte, schildert, wie die "Diagnose Phimose" für unterschiedliche Reaktionen sorgt: Entsetzen bei den Eltern, Freude bei den muslimischen Freunden. Hany Siam, dessen Familie aus Ägypten stammt, beschreibt seine Startposition in Deutschland mit Ironie: "Dunkelhäutig? Araber? Moslem? Viel Glück!" Ein Lacher sein Sketch von einem Ausländer, der 5,12 Euro auf dem Konto hat und fünf Euro abhebt.

Hany Siam begeistert mit Temperament und Spielfreude. Sertac Mutlu aus Köln widmet seinen 15-Minuten-Auftritt den Dönermännern, den "Vollpfosten, die die besten Frauen abbekommen" - und seinem Vater, einem Mann mit mangelhaften Sprachkenntnissen. Davon kann auch Benaissa Lamroubal berichten. Sein Vater wurde von der Lehrerin des Sohnes namens Wagner darauf aufmerksam gemacht, dass die Noten des Jungen in den Keller gingen. "Frau Vagina, er geht mit Nutten in den Keller?" habe der Vater gefragt. Lamroubal hat sich auch auf dem Schützenfest umgehört. "Ich habe einem Verwandten gesagt, die Schützen seien Soldaten und er müsse salutieren", erklärte der 36-Jährige, dem man den Comedian ansieht, auch wenn er noch keinen Ton von sich gegeben hat.

Ein tolles Programm, das Einblick gewährt in die Welt junger Migranten, die über sich und ihre Situation lachen können, die voller Energie sind und sich als Deutsche fühlen. Zum Schluss gab's noch Rap mit Echo sowie Hakeen und Cin.

(NGZ)
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